Wachsende Dominanz sozialer Medien

In Kambodscha ist das Internet inzwischen wichtiger als das Radio. Die Regierung bemüht sich um Kontrolle

Von Nop Vy

Das Internet verändert auch Kambodschas Medienlandschaft. Das Netz hat schon die Popularität des Radios überholt und verbreitet sich immer weiter. Laut dem Sprecher der Telekommunika­tions­regulierungsbehörde TRC, Im Vutha, stieg die Zahl der Internetnutzer in Kambodscha bis Ende Juni 2018 auf 12 Millionen. Im Dezember 2017 waren es noch 10,8 Millionen gewesen. Heute sind also 74 Prozent der Bevölkerung von 16,2 Millionen online, wobei es in Kambodscha längst mehr Handys als Einwohner gibt. Laut Im Vutha sind 56 Prozent der Internetnutzer in sozialen Netzwerken aktiv. Am beliebtesten ist Facebook, dann kommen YouTube und Google+.

Im August 2017 hatte die Regierung 32 lokale Radiosender schließen lassen, die unter anderem Gelder aus den USA erhielten. Im Dezember 2017 entzog das Informationsministerium 300 Printmedien die Lizenz mit der Begründung, sie hätten nicht die Voraussetzungen erfüllt. Laut Informationsministerium gab es davor 530 Printmedien, darunter 40 ausländische Magazine und Zeitungen. Laut Ministerium gibt es darüber hinaus 175 Radiostationen und 18 TV-Sender.

Konstitutionelle Monarchie (König Norodom Sihamoni seit 2004)

Regierung: autoritäre Scheindemokratie (Ministerpräsident Hun Sen seit 1985)

Amtssprache: Khmer

Einwohner: 16,2 Mio. In Prozent: Khmer 97, Cham 1,2, Vietnamesen 0,1, Chinesen 0,1

Religion: in Prozent: Buddhisten 96,9, Muslime 1,9, Christen 0,4

Pro-Kopf-BSP: 4.000 Dollar

Armutsrate: 16,5 Prozent

ROG-Rangliste der Presse­freiheit 2018: 142 (2017: 132) von 180 Staaten

„Die Nutzung sozialer Medien wächst sehr schnell. Aber ich glaube nicht, dass dieses Wachstum anhält. Soziale Medien können auch langweilig sein und die Nutzung wird sich wieder verringern“, meint der Generaldirektor für Information und Rundfunk des Ministeriums, Phos Sovann.

Laut der Website Media Ownership Monitoring (MOM) nutzen 39 Prozent der Kambodschaner Onlinemedien. Sie machen das Internet nach dem Fernsehen zum zweitbeliebtesten Medium des Landes. Immer mehr Menschen gehen online, wenn sie Informationen zu einem Thema suchen.

Laut Phos Sovann wurden bis August 2018 landesweit mehr als 226 Nachrichtenseiten registriert. Premierminister Hun Sen und die inzwischen verbotene größte Oppositionspartei, die Nationale Rettungspartei (CNRP), nutzen die sozialen Medien für die Kommunikation mit den Wählern. Hun Sens Facebook-Seite zählt mehr als 10 Millionen Fans. Die Regierung hat bisher kaum Kontrolle über die sozialen Medien, da sich deren Server außerhalb des Landes befinden. Aber im Mai 2018 ordneten die Ministerien für Inneres, für Information und für Post und Telekommunikation ein gemeinsames Dekret an mit dem erklärten Ziel, das Internet künftig stärker zu kontrollieren.

Facebook-Selfie von Hun Sen mit Textilarbeiterinnen

Einen Tag vor den nationalen Parlamentswahlen am 29. Juli befahl die Regierung dann lokalen Internet-Service-Providern, 17 Webseiten zu blockieren. Diese wurden hauptsächlich von ehemaligen Radionsendern betrieben, die bereits im August 2017 von der Regierung geschlossen worden waren. Die Regierung begründete die Blockade der Webseiten mit dem Bemühen um einen ruhigen Wahltag. Am Tag nach der Wahl konnten die Webseiten wieder aufgerufen werden.

Laut Im Vutha will die Regierung den Internetzugang in ländlichen Regionen erweitern: „Wir wollen, dass das Internet bei uns spätestens 2023 das ganze Land abdeckt.“

Nop Vy,38, ist Redakteur beim Cambodian Center for Independent Media in Phnom Penh.