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: Der Transfer

Die Wechselperiode ist beendet, und Marko Marin hat schon wieder einen neuen Klub. Glückwunsch!

Der Deadline Day ist auch nicht mehr, was er mal war. Kein millionenschwerer Transfer, der in letzter Minute an einem nicht richtig konfigurierten Faxgerät scheitert. Kein Megadeal in Oligarchendimension. Kein peinlicher Last-minute-Transfer, der einem abgehalfterten Altstar noch mal einen viel zu hoch dotierten Vertrag in der Zweiten Liga beschert. Weil sich der FC Bayern in diesem Jahr bekanntlich in Konsumverzicht übt, hatte man eh nicht mit der Megameldung zur Schließung des Transferfensters zu Ende August gerechnet. Ein paar Spielerwechsel gab es immerhin zu vermelden. Nuri Sahin ist jetzt Bremer. WM-Torhüter Kevin Trapp nicht mehr dritter Torhüter von Paris Saint-Germain, und der 1. FC Nürnberg hat auch noch irgendwelche Spieler geholt.

Eine Meldung ließ dann doch noch aufhorchen. Marko Marin hat einen neuen Verein gefunden. Der Mittelfeldspieler, der 2008 als ganz junger Mann mit dem deutschen Team zur Fußball-Europameisterschaft fahren durfte, spielt fürderhin bei Roter Stern Belgrad. Wer sich wundern sollte, dass der einst als Supertalent gefeierte und dann ein wenig in Vergessenheit geratene Marin immer noch spielt, sollte einen Blick auf dessen Geburtsdatum werfen. Er ist 29, mithin im besten Fußballeralter.

Belgrad ist seine neunte Station als Profi, seine letzte wird es wohl nicht sein. In acht Ländern wird er bald erstklassig gespielt haben – außer in Deutschland in England, in Spanien, in Italien, in Belgien, in der Türkei, in Griechenland und nun in Serbien. Wer Spieler verehrt, die wie ein Uwe Seeler oder Bastian Schweinsteiger die ganze Karriere, zumindest den größten Teil davon, bei einem einzigen Verein absolvieren, sieht Marin gewiss als typischen Söldner, der nie das ganz große Herzblut in einen Klub investiert hat. Andere werden vielleicht ein bisschen neidisch auf die Liste der Länder schauen, in denen Marin gearbeitet hat. Dorthin wären sie vielleicht gern mal in Urlaub gefahren, haben es aber irgendwie nicht geschafft.

Und viel zu viele werden mäkeln und sagen, Marin habe eben dann doch nicht die ganz große Karriere gemacht. Sie sollten einen Blick auf die Champions-League-Gruppe C werfen. Marin spielt da mit seinem neuen Klub gegen Liverpool, Neapel und Paris Saint-Germain. Viel besser geht’s nicht. Andreas Rüttenauer