das ding, das kommt
: Durch den Wolf gedreht

Tiere, durch den Wolf gedreht: Im Hackfleisch bündelt sich vieles, was Menschen am Fleisch lieben – oder grundheraus ablehnen. Und kaum einer seiner Aggregatzustände ist leicht vegan nachzubauen Foto: Sam Bourland

Seit 1995 ist, was viele in Hamburg immer noch „Schlachthof“ nennen, gar keiner mehr. Geschäfte mit totem Tier werden dort trotzdem gemacht, und das gar nicht mal so knapp: 190.000 Tonnen davon handeln und/oder verarbeiten die rund 250 Mieter*innen des seit 25 Jahren „Fleischgroßmarkt Hamburg“ geheißenen Areals zwischen Messehallen und Modeboutiquen. Neben Dönerhersteller*innen und Antilopen-Steak-Importeur*innen haben sich dort zunehmend aber auch all die anderen eingefunden, die gern besiedeln, was Handwerk oder auch Industrie nicht mehr benötigen: Der eine lagert Filmrequisiten, der andere fotografiert usw.

Und trotzdem sind die Betreiber*innen immer noch stolz darauf, mitten in der stetig teurer werdenden Stadt Jobs für die Leute anzubieten, die dort wohnen, niedriger qualifizierte obendrein: 4.000 Menschen, circa, ernährt das blutige Geschäft. Will man sich einen Moment lang optimistisch geben, dann trägt die relative Prominenz dieser sonst ja gern an unsichtbare (Stadt-)Ränder abgeschobenen Einrichtung wohl auch dazu bei, dass hier weniger anzutreffen ist von der Ausbeutung, die es in der Branche weiß Gott nicht zu knapp gibt. War der Sonn- lange auch der wöchentliche Fleischtag, feiert man jetzt am Sonntag 25 Jahre ihres Bestehens in heutiger Form – bei, so heißt es, kühlem Bier und leckerem Essen (angeblich sogar auch für Nicht-Fleisch-Essende); konsequenter Name des Eiweiß-Events: „Meat and Greet“.

Die andere Hälfte der Menschheit ist dann noch satt: Am Samstag beherbergt der Spielbudenplatz, gar nicht weit weg vom früheren Schlachthof, das Vegane Straßenfest – und neben „charismatischem Folk-Rock“ und Workshops zu Tahini-Dips sprechen da auch Menschen über Tierrettung oder den Zusammenhang von Kuhmilch und Volksgesundheits-Ideologie.

Ehe sich nun die vegan Lebenden im Publikum der Einfachheit gleich selbst karmisch freisprechen von allem Bösen: Was zum Hack mag ein „No-Girlfriend Burger“ sein, wie ihn da ein Berliner Imbisswagen im Programm hat? Schmeckt der nur diesen unfreiwillig zölibatär lebenden und auf Frauen, nun, nicht eben gut zu sprechenden – Gamer-Typen?! Na dann. Alexander Diehl

Veganes Straßenfest: Sa, 15. 9., 11–19 Uhr, Hamburg, Spielbudenplatz; veganes-strassenfest.de

„Meat and Greet“: So, 16. 9., 11–18 Uhr, Lagerstraße 17/Tor1; www.25-jahre-fgh.de