Falsch, falsch und nochmal falsch

US-Präsident Trump wirft Google Parteilichkeit vor. An dem Video, das beweisen soll, wie Obamas Ansprachen zur Lage der Nation bevorzugt wurden, stimmt nichts

Wenn Donald Trump etwas so sehr umtreibt, dass er es um 5.24 Uhr in der Früh in die Welt hinaustwittern muss, dann ist es in den meisten Fällen selbstreferenziell. Und so ging es dem US-Präsidenten am Dienstagmorgen denn auch offenkundig ums sogenannte Egosurfing – und was dabei herauskommt. Wer auf Google nach „Trump News“ suche, twitterte er, bekomme ausschließlich negative Meldungen über seine Person angezeigt. Google sei zu seinem Nachteil MANIPULIERT, betonte er in Trump-üblichen Versalien. Sodass alles, was es über ihn zu lesen gebe, SCHLECHT sei. Er warf der Suchmaschine vor, konservative Stimmen und „Nachrichten, die gut sind“, zu unterdrücken. 96 Prozent der „Trump News“ kämen von linksgerichteten Medien – „sehr gefährlich“. Trumps Anschuldigungen gehen laut Washington Post sehr wahrscheinlich auf einen Bericht von Fox News vom Vorabend zurück, in dem von einer Google-Zensur die Rede war.

Später am Tag bezog Trump dann gleich noch Twitter und Facebook in den mutmaßlichen Komplott mit ein, ohne ins Detail zu gehen. Die Konzerne bewegten sich „auf dünnem Eis“, es gebe täglich „Tausende Beschwerden“, das Ganze sei „nicht fair gegenüber großen Teilen der Bevölkerung“.

Am Mittwoch veröffentlichte er dann ein kurzes Video, das Googles Parteilichkeit beweisen sollte. Jedes Jahr habe die Suchmaschine prominent auf einen Livestream zu Obamas Rede zur Lage der Nation hingewiesen, heißt es darin zu dramatischer Musik – als Trump das Amt übernahm, hätte Google diesen Service eingestellt. Dazu werden die entsprechenden Screenshots eingeblendet. Google entgegnete in einem Statement, dass auf google.com, in diesem Jahr sehr wohl ein Livestream verlinkt worden sei – und Trump 2017, wie das bei frischangetretenen Präsidenten so ist, gar keine derartige Rede gehalten habe.

Auf der Website archive.org, einem Internetarchiv, lässt sich das überprüfen. Darüber hinaus stimmt mindestens ein weiterer Screenshot nicht mit der tatsächlichen Seite überein, da dort statt des mittlerweile überarbeiteten Google-Logos noch das alte zu sehen ist.

Zu Trumps Vorwürfen, die Suchmaschine versuche, konservative Medien mundtot zu machen, entgegnete der Konzern, dass die relevantesten Treffer als Erstes an­gezeigt würden. „Wir beeinflussen ­unsere Er­gebnisse nicht nach einer politischen ­Ideologie“, so das Unternehmen.

Leonie Gubela