Gewaltsam vertrieben

Die Flucht der Rohingya nach Bangladesch ist eine ethnische Säuberung, sagen die UN

Am 25. August 2017 griffen Aufständische der Arakan Rohingya Salvation Army (Arsa) in einer konzertierten Aktion mehrere Polizeiposten in Myanmars Teilstaat Rakhine an. Dabei kamen zwölf Sicherheitskräfte ums Leben. Die Vereinten Nationen bezeichnen das, was anschließend geschah, als eine ethnische Säuberung und schließen einen Völkermord nicht aus.

Fast 700.000 Rohingya flohen vor den gewaltsamen Aktionen der Militärs über die Grenze nach Bangladesch, wo innerhalb weniger Wochen das größte Flüchtlingslager der Welt entstand. Sie berichteten von Vergewaltigungen, Hinrichtungen und Brandstiftungen durch Soldaten. Von Human Rights Watch ausgewertete Satellitenbilder zeigten, dass mindestens 400 Dörfer niedergebrannt wurden. Umfragen von Ärzten ohne Grenzen zufolge sind innerhalb nur eines Monats mindestens 7.000 Rohingya gewaltsam ums Leben gekommen. Die Flüchtlingsmassen lösten im Grenzgebiet in Bangladesch chaotische Verhältnisse aus und überforderten die Hilfsorganisationen über Wochen.

Die muslimischen Rohingya werden in Myanmar, dem früheren Burma, seit Jahrzehnten verfolgt. Einem Großteil der mehrheitlich buddhistischen Bevölkerung gelten sie als Störenfriede aus Bangladesch. Militärregierungen haben der Minderheit über Jahrzehnte die Staatsbürgerschaft aberkannt und so die größte staatenlose Gemeinschaft der Welt geschaffen.

Bereits im Oktober 2016 lehnte sich die Arakan Rohingya Salvation Army mit einer Attacke auf die Sicherheitskräfte gegen die Verfolgung auf. Damals flohen fast 100.000 Mitglieder der Minderheit nach Bangladesch, wo sie auf rund 200.000 Rohingya aus früheren Flüchtlingswellen stießen.

Im November 2017 haben Bangladesch und Myanmar ein Rückführungsabkommen abgeschlossen. Doch die allermeisten Rohingya lehnen eine Rückführung ohne die Garantie von Staatsbürgerschaft und Sicherheit ab.

Zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters, die in Myanmar zu einer Massenhinrichtung von Rohingya recherchiert hatten, drohen derzeit 14 Jahre Gefängnis wegen Geheimnisverrats. Viele Myanmaren lehnen internationale Medienberichte zu den Gräueltaten gegen die Rohingya als Fake News ab. Myanmars Regierung verbittet sich jegliche Einmischung aus dem Ausland und verweist auf ihr Recht, sich gegen Terroristen zu verteidigen.

Die USA haben vergangene Woche erneut hochrangige Militärs aus Myanmar mit Sanktionen belegt. Der Internationale Strafgerichtshof prüft, inwiefern er das Militär zur Verantwortung ziehen kann. Verena Hölzl