Es bleibt ein gutes Gefühl

Leichtathletik-EM im Olympiastadion und mitten in der Stadt: Europa traf sich für ein paar Tage lang in Berlin und alle feierten miteinander ein großes Fest

Die Europäische Meile am Breitscheidplatz, gerade sind die Kugelstoßer dran

Von Anna Klöpper
(Text) und Sebastian Wells (Fotos)

Organisationschef Clemens Prokop hat eine positive Zwischenbilanz der Leichtathletik-EM gezogen. „Die EM ist erfolgreich“, sagte der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am Freitag. „Die Aufsplittung der EM-Standorte in der Innenstadt und im Olympiastadion hat sich bewährt und wird von vielen als Schritt in die Zukunft angesehen. Im Stadion steigen von Tag zu Tag die Zuschauerzahlen. Am Wochenende ist eine gewisse Anzahl von Tickets am Sonntag ausverkauft“, berichtet Prokop. Die Athleten seien begeistert von der Atmosphäre und loben das faire und sachkundige Publikum. „Berlin sollte darüber nachdenken, 2022 die ganzen European Championships auszurichten.“ (dpa)

Welche Bilder werden bleiben von dieser Leichtathletik-Europameisterschaft, die am Sonntag zu Ende geht? Sicher die vom Diskuswurf-König Robert Harting, dessen Stern einst an eben dieser Stätte aufging, bei den Weltmeisterschaften 2009 im Berliner Olympiastadion, als er den Titel holte und sich im Freudentaumel hernach das Trikot vor der breiten Brust zerriss. Und der sich nun, einen Olympiasieg und noch ein paar Welt- und Europameistertitel später, das Haar schütterer geworden, dafür der Bart voller, ein Knie inzwischen kaputt, mit einem sechsten Platz bei einer großen Meisterschaft verabschiedete. Seine Zeit war vorbei, das konnte man sehen, und das war ein bisschen traurig, und irgendwie auch okay.

Was noch? Wer am Donnerstagabend im Stadion saß, sah die Speerwerfer ihre Wurfspieße bald 90 Meter weit in den Gewitterhimmel jagen. Gold und Silber gab es am Ende für zwei Deutsche, Thomas Röhler und Andreas Hofmann, das komplette Stadion war hingerissen – und dass die 39.000 ZuschauerInnen dann aber genauso mit zwei stabhochspringenden Griechinnen, Ekateríni Stefanídi (Gold) und Nikoleta Kiriakopoulou (Silber), mitfieberten, ja, das hatte etwas ungemein Sympathisches. Schön, wenn die deutsche Mannschaft Medaillen holte – aber die Hingabe des Publikums war zuallererst eine Liebesklärung an die Leichtathletik als solche.

Olympiastadion: Robert Harting wirft den Diskus – und wird Sechster

Und dann war da natürlich noch diese Idee mit dem Breitscheidplatz. Eine mutige Idee der Organisatoren war das, ausgerechnet an diesem Ort – das Terror-Attentat im Dezember 2016 ist nicht vergessen – die Eröffnungsfeier und auch alle Siegerehrungen stattfinden zu lassen. Das war die richtige Haltung, konnte man am Rande der großen Zuschauertribüne aus dem Publikum hören. Und tatsächlich, die SportlerInnen raus aus dem Stadion und rein in die Stadtgesellschaft zu holen, das hatte gerade an diesem Ort eine nicht zu verleugnende Symbolik: Es ging ja eben nicht nur um Zeiten, Weiten und den Medaillenspiegel. Was vor allem von dieser EM bleibt, ist dieses Gefühl: Europa traf sich für ein paar Tage lang in Berlin und alle feierten miteinander ein großes Fest.

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das bleibt