heute in bremen
: „Was ich tun konnte, war abwarten“

Foto: privat

Claudia A. Cruz, studierte in Mexico und Deutschland. Sie ist jetzt Künstlerin, Fotografin und Dozentin.

Interview Florian Maier

taz: Frau Cruz, wie sind gerade die Zustände in Kuba?

Claudia A. Cruz: In Kuba herrscht immer irgendwie Ausnahmezustand. Politische Ereignisse wie die Revolution sind überall sichtbar. Die Ausstellung von Joa Tejeiro und mir bezieht sich nur teilweise auf die politische Lage in Kuba. Wir haben eher versucht, die Menschen und Alltagsbeobachtungen, die wir in Kuba gemacht haben, in den Vordergrund zu stellen.

Wie unterscheiden sich Ihre Werke?

Ich arbeite fotografisch und habe versucht, Beobachtungen in eine Bildsprache zu übersetzen. Dabei kam eine Serie über die Maßnahmen gegen Cholera in Kuba heraus. Teilweise sind da sehr absurde Sachen dabei. Joa hat eine andere Herangehensweise. Er beschäftigt sich in seiner Malerei mit der afrokubanischen Kultur und Rassismus in Kuba. In seinen Portraits sieht man viele Symbole, die bedeuten, in bestimmten Gruppen zu sein. Beispiele sind bestimmte Frisuren, Mode oder andere Äußerlichkeiten.

Wie sind Ihre Perspektiven auf Kuba?

Joa kommt selbst aus Kuba und ist erst seit einem Jahr hier. Er kann also sehr viel dort Erlebtes in seinen Werken verarbeiten. Bei mir ist die Perspektive eher von außen geleitet. Ich komme aus einem Kulturkreis in Mexico, der Kuba recht ähnlich ist, aber man merkt dennoch Unterschiede.

Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit in Kuba von der in Deutschland?

Ausstellungseröffnung „Dos miradas“ („Zwei Blicke“) von Claudia A. Cruz und Joa Tejeiro im Kunstmix, 12 Uhr, Kolpingstraße 18

Das war etwas völlig anderes. Hier arbeite ich meistens im Studio und arrangiere sehr viel, bevor ich das Foto mache. In Kuba habe ich quasi das erste Mal etwas draußen gemacht. Oft war das gar nicht so einfach. Arrangieren ist auf offener Straße nicht möglich. Ich konnte Objekte und das Licht nicht einfach verändern. Das Einzige, was ich tun konnte, war abwarten.

Kann man die Ausstellung als Gegenüberstellung Ihrer beiden Perspektiven sehen?

Wir haben zusätzlich auch noch ein gemeinsames Werk geschaffen. Das befasst sich nicht wirklich mit Kuba, sondern mit der Art und Weise, wie wir in Deutschland arbeiten. Wir haben darin versucht, unsere unterschiedlichen Stile zu kombinieren. Weiterhin wird die Ausstellung mit einer performativen Einführung von Gotthart Kuppel eröffnet. Als reine Gegenüberstellung kann man somit die Ausstellung nicht sehen.