Polizistin bat offenbar um Hilfe

Nach der Messerattacke und den tödlichen Schüssen in einem IC in Flensburg hat die Polizistin erstmals ausgesagt

Knapp einen Monat nach der Messerattacke in einem IC in Flensburg liegt nun die Zeugenaussage der verletzten Polizistin aus Bremen vor. Sie hatte den 24-jährigen Täter am Abend des 30. Mai mit zwei Schüssen getötet. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, soll die Polizistin ausgesagt haben, dass sie vor der Messerattacke Kontakt zu dem späteren Angreifer gehabt habe. Offenbar saß dieser im falschen Zug. Ihrer eigenen Aussage zufolge habe die Beamtin ihm geholfen, die richtige Verbindung herauszusuchen.

Bisher nicht bekannt war auch, dass die Polizistin zunächst in einen anderen Wagen geflüchtet sein soll, nachdem sie von dem Mann mit einem Messer attackiert worden war. Dort habe sie dann laut eigener Aussage jemanden gebeten, die Polizei zu rufen, so die Staatsanwaltschaft. Anschließend sei sie noch einmal zurückgegangen und habe den Täter mit einem Fahrgast kämpfen sehen. Sie habe ausgesagt, ihre Waffe gebraucht zu haben, um den Fahrgast zu schützen, sagte Staatsanwalt Axel Schmidt am Donnerstag. Er sei aus ihrer Sicht konkret bedroht gewesen. Der Fahrgast wurde von dem Angreifer schwer verletzt.

Im Wesentlichen habe die Polizistin ansonsten die Angaben der anderen Zeugen bestätigt, sagte Schmidt. Bisher war aber nicht lückenlos klar, wo sich die Polizistin während des Angriffs aufgehalten habe. Der Fahrgast, dem die Beamtin zur Hilfe geeilt war, hatte sie seinen Angaben zufolge zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Diese Lücke habe die Polizistin mit ihrer Aussage nun geschlossen.

Die Beamtin, die damals nicht dienstlich mit dem Zug unterwegs war, aber trotzdem ihre Uniform trug, hatte den 24-Jährigen mit ihrer Dienstwaffe erschossen. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob in diesem Fall ein Akt der Nothilfe vorliegt.

Warum der Täter auf die Polizistin eingestochen hatte, ist nach wie vor unklar. Die junge Beamtin ist laut einem Sprecher wieder zurück in Bremen und aus gesundheitlichen Gründen derzeit aber nicht im Dienst. (taz/dpa)