Andreas Speit
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: Wie die AfD mit falschen Zahlen Panik schürt

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Die AfD trommelt stets und ständig für einen offenen Dialog, in dem keine Daten wegen einer vermeintlichen „politischen Korrektheit verschwiegen oder verdreht“ werden sollen. In Hamburg deckte die Bürgerschaftsfraktion um die Fraktionsvorsitzenden Jörn Kruse und Alexander Wolf ganz aktuell eine erschreckende Zahl auf: In Hamburg wurden im vergangenen Jahr „30 Morde“ verübt. „15 Morde“ habe es 2016 gegeben, weiß die AfD und erklärt, die Zahl sei „um 100 Prozent“ gestiegen.

Diese Zahlen finden sich in der Sommerausgabe der AfD-Fraktionszeitung Uns Hamburg unter dem Titel „Zahlen statt Worte“. Eine halbe Million Haushalte bekam das AfD-Blatt gratis per Postwurfsendung. Als Quelle für diese Zahlen gibt die AfD die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) an.

Nur in der Statistik finden sich diese Angaben nicht. Schon auf der Webseite der Polizei heißt es: Das „Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist so niedrig wie seit 1980 nicht mehr“ und „Die Zahl der Gewaltdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 10 Prozent zurückgegangen“. Allein die „Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte“ sei „im vorigen Jahr um 6 auf 74 Taten leicht“ angestiegen.

Die Polizei erklärt zudem, dass 2017 in der PKS 30 Morde angeben worden seien. Zur Vollendung wäre es jedoch in nur fünf Fällen gekommen. Das heißt: 25 Fälle waren versuchte Morde. Ein großer Teil dieser Mordversuche ist auf einen Täter und einen einzelnen Tatkomplex zurückzuführen: Dem Messer-Attentäter in Barmbek, der am 28. Juli vergangenen Jahres Mathias P. erstach und sechs versuchte Morde beging.

Von den 74 vorsätzlichen Tötungsdelikten waren 60 versuchte Tötungsdelikte. Von den 14 vollendeten Taten stuft die Polizei neun als Totschlag und fünf als Mord ein – einer mehr als 2016.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Die AfD-Fraktion hat die PKS also offensichtlich nicht richtig gelesen und verstanden.

Die falschen Angaben will die AfD – laut der Hamburger Morgenpost – in der nächsten Ausgabe richtig stellen. Ganz so eilig scheint es die Partei aber nicht zu haben. Auf ihrer Internetseite kann die Ausgabe weiterhin heruntergeladen werden – ohne Korrektur. Auf der Webseite findet sich auch keine Richtigstellung.