„Wenn es bei uns tröpfelt, wird es dort Sturm geben“

Israels Luftwaffe fliegt Angriffe in Syrien. Zuvor waren von dort iranische Raketen gekommen

Aus Jerusalem Susanne Knaul

Mit dem Angriff auf Dutzende Ziele in Syrien würde Israel das Kapitel der sich seit Wochen zuspitzenden Anspannung und das Warten auf einen Vergeltungsschlag der iranischen Revolutionsgarden gern ad acta legen. Demonstrativ entspannt lief der Alltag auf den annektierten Golanhöhen Donnerstag früh wie gewohnt weiter. Die Schließung von Kindergärten und Schulen sei noch nicht einmal erwogen worden, verlautete aus Sicherheitskreisen, und das, obschon die israelische Luftwaffe in der Nacht die schwersten Angriffe seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973 auf Ziele in Syrien geflogen war.

Kurz zuvor hatten iranische Revolutionsgarden aus Syrien rund 20 Raketen auf mehrere israelische Militärstützpunkte abgefeuert, von denen die meisten von einem Abwehrsystem abgefangen werden konnten. Während es auf israelischer Seite weder zu Verletzten noch Sachschaden kam, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte von 23 Todesopfern, darunter offenbar zahlreiche Ausländer.

„Ich hoffe, dass unsere Botschaft angekommen ist“, sagte Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. „Wenn es bei uns tröpfelt, wird es bei ihnen (den Iranern) stürmen.“ Nahezu die gesamte iranische Infrastruktur in Syrien sei getroffen worden.

Überraschende Rückendeckung erhielt der Judenstaat aus Bahrain. „Solange der Iran die Region destabilisiert“, twitterte Außenminister Chalid bin Ahmed, „hat jedes Land, auch Israel, das Recht sich zu verteidigen“. Bahrain unterhält keine offiziellen Beziehungen zu Israel.

Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, das Luftwaffenabwehrsystem hätte „Dutzende israelische Raketen“ abfangen können. In Militärkreisen sei die Rede von einer „neuen Phase der Aggression ­gegen Syrien“. Die syrische Armee sei bereit, es mit dem Feind aufzunehmen.

Israels Minister für Energie und Infrastruktur Juval Steinitz (Likud) hatte vor Kurzem Syriens Präsidenten Baschar al-Assad direkt gedroht. Wer sein Land für Militärbasen eines Feindes von Israel hergebe, dürfe sich selbst nicht mehr sicher fühlen, meinte Steinitz. Die Warnung zielte vermutlich auch auf Moskau. Israel hofft nach wie vor auf das Zutun des russischen Präsidenten Wladimir Putin, um eine dauerhafte Stationierung iranischer Revolutionsgarden in Syrien zu unterbinden.