petition der woche
: Eine Stadt, ein Fluss und zwei Visionen

Anlass der Petition Zeigen, dass die Forderung nach einem zusätzlichen Sportangebot in Lippstadt von vielen geteilt wird

Das wollen die InitiatorenEine Surfwelle auf der Lippe

Das wollen sie nicht Dem Kanuclub das Wasser abgraben

Wem gehört das Wasser? Eine Frage, die dieser Tage Lippstadt beschäftigt – benannt nach dem Fluss, der sich durch die 68.000 Einwohner große Stadt in Nordrhein-Westfalen schlängelt. Eine Frage, die aufkam, nachdem eine Gruppe von vier Männern, alle so Mitte dreißig, eine Vision hatte: Surfen auf der Lippe.

Die Lippe, bislang vor allem genutzt von Wasser­sportlern wie Kanuten und Seglern, habe „einzigartige Voraussetzungen“, heißt es in der Petition, die seit anderthalb Wochen auf der Plattform change.org kursiert und bisher 1.215 Mal unterzeichnet wurde. Der Fluss biete „ideale Bedingungen für eine stehende Welle, ähnlich dem Eisbach in München“. Einst einigermaßen illegal entstanden, wurde der Eisbach nachträglich legalisiert – und ist mittlerweile international berühmt.

Eine Steinstufe an der Austrittsstelle des wasserreichen und schnell fließenden Bachs erzeugt – seitdem an einem der beiden Ufer zusätzlich ein Vorsprung angebracht wurde – eine etwa halbmeterhohe stehende Welle, die von Kanuten und Flusssurfern aus aller Welt genutzt wird.

In Lippstadt steht unterdessen der Umbau eines maroden Wehrs an – mit der Option, eine stehende Welle, vergleichbar mit der vom Eisbach, anzulegen. Wird das restaurierte Wehr samt der dazugehörenden Kanustrecke ohne die Wellen-Option verwirklicht, ist es zu spät – eine „einzigartige Chance“ wäre vertan, heißt es in der Petition.

Stefan Schulte-Beerbühl, einer der Initiatoren der Petition zur Unterstützung der Lippstädter Welle, erinnert sich: „Wenn wir früher auf dem Eisbach surfen waren, sind wir natürlich auch in München geblieben, haben uns die Stadt angeguckt, haben Geld dort gelassen.“ Eine Surf-Welle wäre also lukrativ für Lippstadt, zudem ein Angebot für Jugendliche, ein preisgünstiges, ein cooles, von denen es nur wenige in der Stadt gebe, sagt Schulte-Beerbühl. „Nach dem Abitur haben wir alle Lippstadt verlassen, um auf den Wellen der Welt zu surfen.“ Zurückgekommen seien sie dann aber trotzdem, weil Lippstadt eine so wunderschöne Stadt, „das Venedig Westfalens“, sei. Was, wenn Wassersportler sich künftig gar nicht mehr nach München oder sonst wohin sehnen würden?

Doch der Traditionsverein Lippstadts ist der WSC, der Wasser- und Wintersportclub, gegründet 1932. Und auch der hat eine Vision: den Kanusport in der Stadt wieder leistungsstark zu machen, eine Jugendarbeit voranzutreiben, aus der Olympiasieger hervorgehen könnten.

„Wahnsinnig aufgeladen und politisiert“ sei das Thema mittlerweile, berichtet der Surfer Schulte-Beerbühl, die Bezirksregierung Arnsberg, die Stadt Lippstadt, der Rat – alle seien involviert. Er selbst als Sportlehrer habe den Traum, irgendwann die Welle auch in den Sportunterricht zu integrieren. Der WSC gibt an, er sei keineswegs gegen eine solche Welle – präferiere aber einen anderen Standort als die Kanustrecke auf der Lippe. „Sich gemeinsam auf einen alternativen Standort festzulegen und Alternativen auf ihre Machbarkeit zu prüfen würde der Stadt Lippstadt helfen, eine Entscheidung zu finden“, schreibt der WSC in einer Stellungnahme. Wann eine Entscheidung über die Realisierung der Welle fallen wird, ist noch unklar, denkbar ist aber schon der 28. 5., wenn der Rat das nächste Mal tagt. Hanna Voß