Doch kein Anschlag geplant

Die sechs Verdächtigen wegen des angeblichen Angriffs auf den Berliner Halbmarathon sind wieder frei

Von Malene Gürgen

Der Tatverdacht gegen sechs mutmaßliche Islamisten, die am Sonntag in Berlin festgenommen wurden, hat sich nicht erhärtet. „Die Ermittlungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber alles deutet darauf hin, dass nichts gegen eine Entlassung aus dem Polizeigewahrsam spricht“, sagte der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Es habe zwar einen Anfangsverdacht auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat gegeben, jedoch keine Hinweise auf die konkrete Planung eines Anschlags auf den Berliner Halbmarathon.

Die Welt hatte am Sonntagnachmittag gemeldet, die Polizei habe einen Anschlag auf den Halbmarathon verhindert. Auch von zwei „extra scharf geschliffenen“ Messern zur „Durchführung der geplanten Bluttat“ war in dem Artikel die Rede. Neuendorf bestätigte zwar den Fund von scharfen Messern in den durchsuchten Wohnungen, ein Zusammenhang zu geplanten Taten sei aber daraus nicht abzuleiten: „In welchem Haushalt befinden sich keine scharfen Messer?“ Sprengstoff oder Schusswaffen seien nicht gefunden worden. Am Rande des Halbmarathons hatte es am Sonntag nach Polizeiangaben eine Messerstecherei gegeben, die aber nichts mit den Festnahmen zu tun gehabt habe. „Es ärgert mich schon, wenn mit Halbwissen oder Falschmeldungen vorschnell Panik geschürt wird, anstatt gesicherte Informationen abzuwarten“, sagte Neuendorf. Der Polizei sei es darum gegangen, eine „konkrete Gefahrensituation gar nicht erst entstehen zu lassen“.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) lobte das polizeiliche Vorgehen. „Die Entscheidung von gestern war absolut richtig. Im Zweifel geht es um die Sicherheit der Bürger dieser Stadt und ihrer Gäste“, sagte er. Er selbst sei über die Festnahmen informiert gewesen; es habe Hinweise gegeben, die zu einem Anfangsverdacht geführt hätten. Worin genau diese bestanden hätten, wollten Polizei und Innensenat am Montag nicht sagen.