Harald Keller
Der Wochenendkrimi
: Ruhestand, bloß ohne Ruhe:
Kommissar Beck is back

Die Sonne scheint. Die Frisuren sitzen. Teilweise. Kommissar Steinar Hovland (Kristofer Hivju, l.) und Polizistin Alexandra Beijer (Jennie Silfverhjelm) Foto: Baldur Bodhi Bragason/ZDF

Einfach nur „Beck“, der Originaltitel wird im Vorspann beibehalten. Diese Ermittlerfigur trägt ihren Namen seit 1965. Alle sonstigen Becks kamen später. Maj Sjöwall und Per Wahlöö haben Beck erfunden und damit Literaturgeschichte geschrieben.

Auch in Film und Fernsehen trat er auf, in der seit der zweiten Staffel vom ZDF koproduzierten Reihe „Kommissar Beck“ verkörpert ihn seit 1997 Peter Haber. Haber hat mittlerweile das Pensionsalter erreicht und damit auch Beck. Der Abschied schien schon eingeleitet, der Kommissar befindet sich mittlerweile im Ruhestand. „Ist das nicht schön?“, fragt seine Tochter. „Denk daran, was du alles machen kannst.“

Becks „Ja“ tönt leise. Nun, da er nicht länger von den Schicksalen anderer beansprucht wird, kreisen seine Gedanken um den verstorbenen Sohn. Das Hilfeersuchen der Geheimdienstmitarbeiterin Tina Sellstedt (Charlotta Jonsson) kommt ihm wohl ganz recht. Nabil Ashrawi, Sohn jordanischer Einwanderer, steht unter Terrorismusverdacht und ist nicht auffindbar. Beck kennt die Eltern von früher und genießt ihr Vertrauen. Sellstedt hofft auf Informationen.

„Der Mann, der Mythos, die Legende – Beck is back“, witzelt Steinar Hovland (Kristofer Hivju), als der frühere Ermittlungsleiter überraschend wieder in der Dienststelle erscheint. Die Kollegen um den neuen Sektionschef Mats Hedvall (Niklas Engdahl) sind auch gerade auf der Suche. Eine junge Frau ist verschwunden. Nach ihrer Arbeit in einem Café wollte sie noch ein Geschenk für die kleine Schwester besorgen, kam aber nie zu Hause an. Ihr Chef soll ihr nachgestellt haben, auf ihn richtet sich der erste Verdacht.

Für Buch und Regie dieser Episode, Auftakt einer neuen, vierteiligen Staffel, zeichnet Mårten Klingberg verantwortlich. Der Regisseur gehörte ab 2001 dem „Beck“-Ensemble als Schauspieler an. Klingberg ist mit dem Stoff vertraut, er kennt seine Charaktere. Das merkt man, gerade im Vergleich zu manchen deutschen Reihenkrimis, deren Figuren flach gehalten werden, weil sich immer wieder andere Autoren an ihnen zu schaffen machen.

Klingberg legt die Handlung transitorisch an. Martin Beck wirkt dabei eher wie ein Gast. Mit der Figur Steinar Hovland scheint allerdings ein charismatischer Nachfolger für ihn bereitzustehen. Der Schauspieler Kristofer Hivju, international bekannt aus der Serie „Game of Thrones“, spielt hier einen Ermittler – und Vater – ganz anderen Typs. Einen Vertreter der Gegenwart.

„Kommissar Beck: Dein eigen Blut“; So., 22 Uhr, ZDF