Freie Straßen, matschige Wege

Der Senat hat die Schneeräumung von Fahrradwegen zugesichert. In der Praxis funktioniert das nur bedingt. Es werden aber schon mehr Radwege geräumt als früher, und es sollen noch mehr werden

Von Leif Gütschow

Mit den milderen Wintern fällt weniger Schnee auf Hamburg. Wenn aber, wie vor drei Wochen geschehen, der Winter doch plötzlich Eis und Schnee bringt, müssen die Räumfahrzeuge der Stadtreinigung ran. Der rot-grüne Senat hat für den Fall versprochen, dass die Stadtreinigung künftig auch die Radwege räumen wird.

Jetzt wurden im Januar wieder nur die Straßen von Schnee und Eis befreit, während auf den Fahrradwegen und den Fahrradschutzstreifen an den Straßenrändern der Schneematsch vorerst liegen blieb. Über eine kleine Anfrage an den Senat wollte Heike Sudmann (Die Linke) daher wissen, warum eine zeitgleiche Räumung am 18. Januar für den Auto- und Fahrradverkehr gescheitert ist.

Die Radwege seien erst später geräumt worden, da es weiter geschneit habe, so die Antwort des Senats. Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, äußert sich dazu lapidar: „Das Wetter kommt oft anders, als man denkt.“ Allerdings sei der „Endstatus“ der Räumungsaktion „nicht zufriedenstellend“ gewesen, so Bill.

„Unzufriedenstellend“ findet Dirk Lau, Sprecher vom Fahrradclub ADFC, überdies die Senatsantwort: „Das ist fadenscheinig. Dann hätten sie die Räumung auch gleich sein lassen können.“ Lau fordert, dass für Radfahrer die Wege zuerst geräumt werden, wie es beispielsweise in Kopenhagen schon gemacht werde.

Die Stadtreinigung hat, laut eigener Webseite das „Snow-how“: Beim Streuen von Radwegen werde rundkörniger Kies verwendet, sagt Sprecher Reinhard Fiedler, der schneie eben schnell zu. Bei Straßen dürfe Salz verwendet werden, mit dem der Schnee im Zusammenspiel mit der Hitzeentwicklung der Autoreifen schmilzt. Fiedler: „Ganz freie Radwege werden Sie nie sehen.“ Alternativen zum Kies wie der Blähton seien teuer.

Das Radwegenetz, auf dem geräumt wird – beziehungsweise geräumt werden soll – sei in den letzten Jahren deutlich angewachsen, so Fiedler. Der Grüne Bill sagt: „Wir werden das Radwegenetz für den Winterdienst vergrößern.“

Das ist laut dem „Copenhagenize Index“, der die Fahrradfreundlichkeit von Städten bewertet, auch dringend nötig. Für Hamburg mahnt der Index in seinem Report von 2017 an, dass der Winterdienst sich „drastisch“ verbessern müsse, damit die Stadt fahrradfreundlicher wird.