heute in hamburg
: „Überwältigt vom Interesse der Menschen“

Foto: Lasse Teubner

Hannes Obens, 37, ist Filmemacher und Projektkoordinator für Programme gegen Rechtsextremismus

Interview Philipp Schulte

taz: In Ihrem Film geht es um linke AktivistInnen wie Iris P., die ausspioniert werden. Hat Sie schon einmal jemand ausspioniert?

Hannes Obens: Ich habe mittelbare Erfahrungen gemacht. Es waren eher Bekannte von mir die ausspioniert wurden. Dabei ging es wie bei den Protagonisten in unserem Film um nichtige Gründe. Das hat uns motiviert, den Film zu machen. Für uns waren aber auch die Snowden-Enthüllungen wichtig. Wir wollten die Auswirkungen auf den Einzelnen zeigen, bei Menschen, die staatlich überwacht wurden und unschuldig waren.

Welche Arten der Überwachung gibt es heuzutage?

Es gibt immer noch die klassische Observation, die wir auch im Film zeigen, etwa wenn Menschen durch ihre Freunde überwacht werden. Durch neue technische Mittel lässt sich nun aber vieles besser aufzeichnen. Den Bewegungs- und Metadaten kommt eine immer größere Bedeutung zu. Doch meine Kollegin Claudia Morar und ich glauben, dass das Einschleusen von Spionen weitergehen wird.

Wie weit ist die Überwachung in Deutschland fortgeschritten?

Der Staat versucht gerade, Ballons aufsteigen zu lassen, um zu schauen, wie weit man gehen kann. Er testet etwa die öffentliche Überwachung an Bahnhöfen in Berlin. Die kann er meiner Meinung nach zu leicht durchsetzen. Die Mittel des Staates wie etwa Trojaner für Handys können auch in die falschen Hände geraten. Oft wird das durch den islamistischen Terror gerechtfertigt. Der öffentliche Protest ist da zu schwach. Unser Film soll daher den Diskurs beleben.

Wie ist bislang das Echo auf Ihren Film?

Wir sind überwältigt vom Interesse der Menschen. Wir wollten nicht nur Leute aus der linken Szene, sondern auch das bürgerliche Spektrum erreichen. Wir haben den Eindruck, dass wir einen Diskurs über verdeckte Ermittlungen angestoßen haben. Besonders in Leipzig, Hamburg und Berlin ist das Interesse groß. Die, die den Film gesehen haben, haben nun zumindest eine Idee davpn, was es hier an Überwachung gibt.

Sind Sie selbst politischer Aktivist?

Nein, aber ich bin ein sehr politischer Mensch. Es wäre auch nicht so leicht, Aktivist zu sein und zugleich einen Film für ein breites Publikum zu machen. Er richtet sich nicht nur an linke Menschen, sondern an alle, die sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzen.

Filmvorführung und Gespräch „Im inneren Kreis“ mit den RegisseurInnen Claudia Morar und Hannes Obens: 21 Uhr, 3001 Kino, Schanzenstraße 75