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: Bitcoin wird zum Spielverderber

Der Erfolg von Kryptowährungen wird zum Problem für die Videospiel-Community. Denn die muss plötzlich viel mehr für ihre Hardware bezahlen

Viel ist dieser Tage zu hören über Bitcoin, der Rausch mit den Kryptowährungen beeinflusst längst schon andere Marktbereiche. So klettert der Preis von GRAFIKKARTEN stetig weiter in die Höhe, liest man in der Fachpresse.

Viele Modelle sind nur noch schwer erhältlich. Besonders die Herstellerfirmen AMD und Nvidia sind betroffen. Das Modell Nvidia GeForce GTX 1070 verkaufen Einzelhändler*innen inzwischen für über 700 Dollar – fast das Doppelte der eigentlichen Herstellerempfehlung.

Warum das so ist, zeigt ein Blick in die Struktur der Währungen: Wo der Kurs einer „klassischen“ Währung von einer Notenbank garantiert wird, ist die Sicherheit der Kryptowährungen gerade an ihren dezentralen Aufbau geknüpft: die Blockchain. Jede Transaktion wird im Code verschlüsselt aufgezeichnet. Diese Kette von Transaktionen ist die Blockchain – ein Protokoll, das so umfangreich ist, dass es quasi unfälschbar ist. Erstellt werden diese Blöcke von allen am Netzwerk beteiligten Rechnern, die so den aktuellen Stand dokumentieren, ihn also dezentral absichern.

Obendrein errechnen sie jedes Mal neue „Fingerabdrücke“ für die Kettenverlängerungen, sogenannte Hashs. Dieser Prozess wird Mining genannt, abgeleitet von dem Schürfen nach Gold.

Das zahlt sich aus (wer einen Block erstellt, wird mit 12,5 Bitcoins, gerade etwa 100.000 Euro, belohnt). Dies erfordert aber auch eine enorme Rechenleistung – und die entsprechende Hardware: Grafikkarten.

Die waren lange Zeit der Standard fürs Mining und werden noch immer von vielen genutzt. Die Folge: Die Schürfer*innen stürzen sich auf die Geräte, das Angebot kann die Nachfrage nicht mehr bedienen. Besonders die Gaming-Community ist davon betroffen: Sie braucht Hochleistungsgrafikkarten, um mit den sich stetig entwickelnden Voraussetzungen neuester Computerspiele mitzuhalten, und ächzt, wenn die begehrte Hardware gar nicht oder nur zu horrenden Preisen erhältlich ist.

Viele Retailer reagieren, indem sie einschränken, wie viele Karten Kund*innen pro Einkauf ausgehändigt werden. Auch Nvidia hat an die Verkäufer*innen appelliert: Gamer*innen bevorzugt zu behandeln. Stabilisiert hat sich der Markt dadurch noch nicht, für die Videospieler*in zu Hause bleibt zunächst nur eins: fluchen und sparen.

Arved Clute-Simon