Bert Schulz fragt sich, wie man sein Kind Ben nennen kann
: Und alle heißen sie gleich

Ob man einen Namen schön oder furchterregend findet, hat viel damit zu tun, ob man irgendwann mal jemanden kannte, der so hieß. Ist mal also in der Kindheit immer von einem Ben auf dem Schulweg verprügelt worden, wird man sein eigenes Kind kaum so nennen. Und vielleicht sogar vorsichtiger sein, wenn man jemanden potenziell Interessantes trifft, der diesen Namen trägt.

Mit Bens haben die BerlinerInnen – zumindest bisher – offenbar wenig schlechte Erfahrungen gemacht: Der Name ist hier der beliebteste Jungenvorname 2017. Und es gibt immer mehr davon: Bundesweit führt Ben die Statistik an, die der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld (schwieriger Name, wer mag schon diese Stadt?!) erstellt, bereits seit sieben Jahren. Bei den Mädchenvornamen sind die BerlinerInnen ein bisschen kreativer: Statt dem bundesweiten Spitzenreiter Emma belegt die – freilich ähnlich klingende – Emilia den ersten Platz. Es folgen Hanna(h) und Mia sowie Finn und Oskar in jeder Schreibweise.

Stellt sich die Frage: Wieso nennt jemand sein Kind Ben? Okay, man kann sich das leicht merken. Schreiben kann’s auch jeder, dazu ist es international ziemlich kompatibel, was im 21. Jahrhundert vielleicht ganz sinnvoll ist. Aber die Probleme mit Namen, die seit geraumer Zeit derart häufig vergeben werden, sind doch bekannt: Auf dem Spielplatz kommen, sobald man den Namen in Verbindung mit Brezeln ruft, gleich sieben Kinder angerannt; später in der Schule nummeriert die Klassenlehrerin dann die Bens durch. Vorbei ist’s mit dem Individuum, und das, obwohl heutzutage jedes Kind für die Eltern den Status eines Projekts hat und per se einzigartig sein muss.

Das heißt nicht, dass sich das negativ auf die Bens auswirken muss, etwa in Form von Aggressivität gegenüber anderen auf Schulwegen. Aber man kann ja auch mal fragen, warum der Name Alexander, der Hitlisten dieser Art gefühlte Ewigkeiten anführte und in der Kurzform Alex sogar ganz 21.-Jahrhundert-mäßig genderneutral verwendbar ist, plötzlich wie ausgestorben scheint.

Laut Sprachforscher Bielefeld wird Ben tatsächlich in Kürze abgelöst. Seine Prognose für 2027: Oskar und Theo sind dann bundesweit die beliebtesten Namen, bei den Mädchen Leni und Emilia.