Bert Schulz schaut sich die Berlin-Besucher ganz genau an
: Und sie kommen immer wieder

Mit Touristen ist das so eine Sache: Viele Menschen in Berlin leben von ihnen und dem Geld, das sie in Hotels und Kneipen, in Souvenirläden und auf Ausflugsdampfern lassen. Mindestens genauso viele sind von den Besuchern genervt, weil sie in Scharen in Kneipen einfallen, die via Airbnb gemietete Nachbarwohnung mit Krach belegen und aus einstigen Lieblingsorten Touristenfallen machen. Darf man deswegen jetzt jubeln, wenn die Zahl der Berlinbesucher sinkt?

„Wir spüren die Auswirkungen der Air-Berlin-Insolvenz“, hat der Chef der Tourismusgesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker, der Morgenpost gesagt. Im Oktober und November sei wegen des Wegfalls dieser Fluggesellschaft die Zahl der Passagiere in Tegel und Schönefeld gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Aber wer sind überhaupt diese Menschen, die in die einstige Mauerstadt strömen? In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei-Abgeordneten Katalin Gennburg geben Berlins Touristenwerber Auskunft. Und ein wenig erschreckend ist es schon, was sie alles über die Gäste wissen: Im Schnitt sind diese 39,3 Jahre alt und zu 47 Prozent weiblich; wenig überraschend kommen die meisten aus Deutschland, und da wiederum vor allem aus Nordrhein-Westfalen (23 Prozent) und Bayern (21 Prozent). Die meisten ausländischen Gäste kommen aus Großbritannien und den USA.

Fast ein Drittel der befragten Touristen gibt an, der Party beziehungsweise des Nachtlebens wegen nach Berlin zu reisen. Damit das wieder weniger werden, hat Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) ein neues Tourismuskonzept in Auftrag gegeben: Künftig sollen die Berlinwerber weniger die Feierfreudigkeit der Stadt ins Zentrum rücken, sondern die für Touristen attraktiven Ecken jenseits von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg stärker anpreisen. Ob Letzteres den Berlinern in Spandau oder am Müggelsee gefällt, wird sich zeigen. Sicher ist: Die Gäste werden kommen. In einer Umfrage gaben 39 Prozent an, „sehr sicher“ noch einmal kommen zu wollen, weitere 25 Prozent waren sich „sicher“.