Wieder keine Freilassung

G20-Demonstrant Fabio V. bleibt in Haft, obwohl Beweise gegen ihn fehlen. Fall wird zum Politikum

Er sitzt weiter in Haft: Am Freitagabend sollte der G20-Demonstrant Fabio V. eigentlich aus der Untersuchungshaft entlassen werden; die Mutter des 18-jährigen Italieners war eigens angereist. Zuvor hatte das Amtsgericht Hamburg-Altona die Haftaufhebung verfügt und eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft verworfen. Dann aber legte die Staatsanwaltschaft auch dagegen Beschwerde ein, über die nun das Oberlandesgericht befinden muss.

Der Fall ist inzwischen ein Politikum. Fabio V. sitzt seit dem G20-Gipfel im Juli in U-Haft. Er soll auf einer Demonstration in der Straße „Rondenbarg“ gewesen sein, aus der heraus die Polizei mit Steinen und Böllern angegriffen wurde. Dem Angeklagten wird keine diese Taten vorgeworfen, sondern nur die Demoteilnahme. Heißt: schwerer Landfriedensbruch, versuchte gefährliche Körperverletzung und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Im laufenden Prozess konnte indes keiner der bisher gehörten Zeugen sicher sagen, Fabio V. überhaupt in der Straße gesehen zu haben.

Der Anwalt des Italieners wirft der Justiz vor, an Fabio V. ein Exempel zu statuieren, nachdem das G20-Treffen von Krawallen überschattet wurde. Auch die Polizei steht in der Kritik, gegen die Demonstranten am Rondenbarg ordentlich zugelangt zu haben. Mehrere Protestierer verletzten sich schwer, als sie über ein Geländer flüchten wollten, das abbrach und zwei Meter in die Tiefe stürzte. Die Aussichten auf eine Freilassung von Fabio V. sind nun schlecht. Das Oberlandesgericht hatte diese schon einmal abgelehnt, da der Angeklagte eine „schädliche Neigung“ habe.

Mutmaßlich Unterstützer von Fabio V. warfen am Samstagabend Steine und Farbbeutel auf die Hamburger Staatsanwaltschaft. Die Polizei nahm zwei Verdächtige, 26 und 30 Jahre alt, vorübergehend fest. (taz)