„Meiner ist geradezu winzig“

Die vier Fragezeichen

Foto: Piero Chiussi

Ulf Poschardt,50, fährt Porsche und schreibt darüber. 2013 erschien sein Buch „911“, eine Hommage an den Porsche 911, der in dem Jahr 50 wurde. Nebenbei ist er auch Chefredakteur der Welt.

WAS? Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat ein Zulassungsverbot für Dieselmodelle des Porsche Cayenne erlassen, weil beim Schadstoffausstoß gemogelt wurde. Was heißt das für Porsche-Fans?

1taz: Herr Poschardt, Sie haben ein Buch über Sportwagen geschrieben und fahren selbst einen. Stimmen Sie zu: Der Porsche Cayenne ist nicht wirklich ein Sportwagen und sieht auch noch scheiße aus?

Ulf Poschardt: Der Cayenne kommt vom Sportwagenhersteller Porsche, ist ein SUV, da kommt ja das Wort „Sport“ vor – aber es ist natürlich kein Sportwagen. Ein Cayenne Turbo S ist trotzdem extrem schnell und versägt viele kleinere und größere Sportwagen auf der Autobahn. Und „scheiße aussehen“ ist ganz schön hart formuliert, kann man aber so sehen. Ich bin überhaupt kein Fan von SUVs.

2Welche Sportwagen fahren Sie denn?

Ich fahre klapprige alte, verglichen mit einem Cayenne geradezu winzige 911er von Porsche. Neben einem alten 911er sieht selbst ein VW Beetle oder VW Fox richtig groß aus. Meine Autos sind winzig, leicht und schnell. Das ist das Gegenprinzip.

3Aber die alten 911er haben Stil – und das ist bei Sportwagen ja wichtiger als Schnelligkeit, oder?

Ja, Schnelligkeit ist es nicht. Die reinen Zahlen sind längst uninteressant geworden, weil mittlerweile jeder asiatische Mittelklassewagen in der Sportausführung so schnell ist wie früher nur ein Porsche. Aber es geht bei einem richtigen Sportwagen um das Gefühl – und was es mit einem macht. Dazu gehören Geräusch und Gerüche, auch das extrem Unbequeme an diesen alten Autos. Das ist ein ganz anderer Angang an das Thema.

4Außerdem: Diesel und Sportagen/SUV – das ist doch ein Widerspruch in sich, denn Diesel zieht doch gar nicht richtig. Oder nicht?

Na ja, mit Diesel kriegen Sie mittlerweile auch Le-Mans-taugliche Geschwindigkeiten hin. Aber gesoffen haben SUV oder Geländewagen, wie man früher sagte, immer wie verrückt. Ein SUV, das ist ja ein Trutzburg, ein rollender Hochsicherheitstrakt. Solange das Bedürfnis nach einer physischen Überlegenheitsgeste durch Blech, als Hülle und Stärke, da ist, ­werden diese Autos bleiben.

Interview Philipp Gessler