Jörn Kabisch
Angezapft
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Hopfen und Malz: Daraus wird Bier gemacht. Darauf muss man hinweisen, denn noch immer legen Craftbeer-Macher großen Wert auf den Hopfen. Das Malz spielt eine untergeordnete, eher dienende Rolle. Ein Bier, in dem die Aromatik eine Balance eingeht, ist immer einen Text wert.

Die Stralsunder Störtebeker-Brauerei ist seit Jahren ein Leuchtturm der neuen Bierszene, hier wird zudem nach Ökorichtlinie gebraut. Auch das Baltik-Lager ist ein Biobier – und ein schönes Fantasieprodukt. Denn im Grunde handelt es sich um ein Märzen, ein in Bayern beheimatetes Festbier, das traditionell im Frühjahr gebraut wird, um nach einem halben Jahr Lagerung zu den Erntedankfeiern ausgeschenkt zu werden. Es ist etwas stärker und herber als das normale Helle. Störtebeker hat das Märzen kurzerhand an die Ostseeküste expediert und nach meinem Geschmack kein Herbst-, sondern ein Ganzjahresbier kreiert.

Das Malz spielt dabei eine große Rolle. Nicht nur bei der Farbe – ein kräftiges Kupfer – wird man an ein Rotbier erinnert. Auf der dichten Schaumkrone liegt ein malzig-säuerlicher Geruch, leicht zitronig, von Apfelnoten durchzogen. Spannend ist das Spiel von Süße und Säure im Antrunk. Das schmeckt nach Backpflaumen und gedörrten Aprikosen, ein wenig sogar nach Marzipan. Die feine Perlung unterstützt die Süffigkeit. Zuguterletzt machen sich die zitronigen Noten des Cascade-Hopfens am Gaumen breit.

Das Baltik-Lager erinnert mich an einen Rotwein aus der Neuen Welt, einen Malbec aus Argentinien etwa. Akzentuiert süßlich, mit ausgeprägten Fruchtaromen. Ähnlich vollmundig und kräftig ist dieses Bier – und auch für den Laien schnell und mit Spaß zu dekonstruieren. Zu einem guten Steak passt es allemal.

Baltik-Lager, Störtebeker Braumanufaktur, Alk. 5,5 % vol.