Briefe an taz.meinland
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„Kapitalistischer Neid“

Die Reaktionen auf die Leserbriefe der letzten Wochen, die wir an dieser Stelle abgedruckt haben, finden Sie in voller Länge auf blogs.taz.de/meinland. Die Diskussion geht weiter. Antworten bitte an: meinland@taz.de. Hier die gekürzte Fassung einer Antwort.

Ich frage mich seit dem ersten Leserbrief der „Genossin“, ob hier vielleicht die Rechten versuchen, Stimmung gegen Flüchtlinge in linken Medien zu machen. Die Verfasser der letzten beiden Leserbriefe halten sich trotz ihrer xenophoben, nationalistischen Ansichten für links. Man kann die Grünen/SPD/Linke wählen und sich für Flüchtlinge engagieren (was ich ehrlich honoriere) und trotzdem kein Linker sein: weil man konservativ und kapitalistisch denkt. Allein die Behauptungen, Grundschulklassen würden sich zu 90 Prozent aus Kindern mit Migrationshintergrund zusammensetzen und in Bussen herrsche ein babylonisches Stimmengewirr, sind stark konservativ-nationalistisch, aber ganz sicher nirgendwo in der Nähe einer linken Weltanschauung. Zumal sie auch einfach nur populistische Übertreibungen sind, wie der Verfasser sicherlich selbst weiß. Als Linker mache ich mir nichts aus Nationalitäten oder Sprachen, ich strebe eine Welt ohne Grenzen an, Staatsgrenzen wie auch Grenzen in unseren Köpfen. Warum arbeitet der Leser eigentlich in der Flüchtlingshilfe, wenn er explizit erwähnt, dass die Flüchtlinge jetzt in einem ehemaligen Hotel wohnen würden? Hier kommt der ­kapitalistische Neid durch, weil die Menschen, die gerade vor Kriegen und dem sicheren Tod geflohen sind, jetzt für lau auch noch in einem Hotel mit Minibar und Pornokanälen residieren dürfen. Zumindest impliziert er dies mit seiner Wortwahl. Ja, das ist tatsächlich AfD-Sprech, lieber Verfasser. Und menschenverachtender Schwachsinn noch dazu. Abschließend zeigt er, dass ihm eine linke Denkweise nicht gerade nahesteht, indem er vorschlägt: „Wer kommen DARF, kommt mit dem Flieger.“ Das soll links sein? Ich fürchte, er hat das ganze Konzept nicht verstanden . . .