Schön und immer jünger

NATIONALTEAM Nach dem abschließenden torlosen Länderspiel in Italien zieht man beim DFB-Team zufrieden die Jahresbilanz: Abgesehen von den Ergebnissen war alles bestens

Mutig: Den 21-jährigen Leon Goretzka (r.) kann nur noch Senior Gianluigi Buffon (38) aufhalten Foto: ap

Aus Mailand Marcus Bark

Nur schnell nach Hause! So hieß die Devise bei der deutschen Nationalmannschaft nach dem Freundschaftsspiel in Mailand. Eine kleine Polizeieskorte geleitete das Team durch die verstopften Straßen Mailands zum Flughafen. So waren die Spieler schon gegen Mittag wieder zu Hause bei ihren Vereinen, um sich auf die nächsten wichtigen Einsätze in der Bundesliga vorzubereiten.

Die Leverkusener Bernd Leno, Jonathan Tah und Kevin Vol­land, die beim 0:0 in Italien auf dem Platz standen, sind morgen schon wieder gefordert. Das Spiel gegen RB Leipzig steht aber im Schatten des Topspiels am Samstag, wenn Borussia Dortmund auf den FC Bayern trifft. „Das ist das schönste Spiel des Jahres in der Bundesliga, weil es dort am schwierigsten ist, zu gewinnen“, freute sich Münchens Thomas Müller.

In Mailand wurden schon die Minuten gezählt, ob Bundestrainer Joachim Löw die Profis des BVB oder FCB mehr belastete. Mats Hummels fand es gerecht verteilt, außerdem: „Wir haben drei Tage dazwischen. Dann dürften wir doch in einem Leistungssport wieder fit sein.“

Bis März bleibt die Bundesliga von weiteren Länderspielpausen verschont, weshalb in Mailand bereits Bilanz gezogen wurde. Hummels befand: „Es war ein super Jahr, aber wegen der EM kein herausragendes.“ Seit dem Ausscheiden im Halbfinale gegen Frankreich gelang den Gegnern in sechs Spielen, darunter vier in der Qualifikation zur WM, kein Treffer mehr. Die Dreierkette, mit der die deutsche Mannschaft bei den ersten Versuchen fremdelte, ist inzwischen solide etabliert.

Joachim Löw setzte im Kalenderjahr 38 Spieler ein. In Italien debütierte Yannick Gerhardt (22), Julian Weigl (21) stand erstmals in der Startelf, Leon Goretzka (21) nach langer Zeit mal wieder. Gerade der Schalker zeigte einen mutigen Auftritt mit vielen gelungenen Aktionen. Müller hob hervorhob: „Wir haben eine ziemliche Tiefe im Kader.“

Benjamin Henrichs, Weigl, Goretzka, Max Meyer, Serge Gnabry, Julian Brandt, Leroy Sané und noch einige andere erlauben es Löw nächsten Sommer, einigen älteren Leistungsträgern – wie angekündigt – Urlaub zu gönnen. Es bleiben genug Optionen, um hochwertige Kader für die Europameisterschaft der U21 und den Konföderationenpokal auszuwählen. Die beiden Turniere werden nahezu zeitgleich Mitte Juni beginnen.

Bundestrainer Löw und Thomas Müller sehen nur in der Chancenverwertung das Problem

„Es ist hilfreich, dass in den Jugendmannschaften die gleiche Philosophie gefahren wird wie in der A-Mannschaft“, erklärte Goretzka sich die geringen Anpassungsprobleme der Talente. Sein gutes Zusammenspiel mit dem ebenfalls starken Ilkay Gündogan begründete der Schalker schmunzelnd mit gemeinsamen Wurzeln im Ruhrpott: „Wir sind ja beide beim VfL Bochum ausgebildet worden.“

Goretzka sprach aber auch ein Problem an, das sich seit dem Sommer in den Spielen gegen Mannschaften aus der starken bis höchsten Kategorie zeigt: „Dadurch, dass wir im Mittelfeld Überzahl geschaffen haben, waren wir vielleicht im Strafraum nicht ganz so präsent.“ Gegen Polen, Italien und Frankreich gelang bei der EM nur ein Treffer, in Mailand keiner. „Wir müssen mit Blick auf die nächsten Turniere hoffen, dass wir effizienter werden“, sieht Müller, trotz der Flaute bei der EM mit fünf Toren bester Schütze des Länderspieljahres, die Probleme in der Chancenverwertung.

Auch Löw hat dies trotz aller Zufriedenheit im Blick: „Das Fazit ist positiv, obwohl wir bei der EM im Halbfinale ausgeschieden sind. Insgesamt waren die Spielanlage und das, was wir bei der EM geleistet haben, gut. Wir hatten unsere Chancen, aber wir haben sie nicht genutzt.“