„Zum Überleben reicht’s nicht“

Die drei Fragezeichen

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WAS? Ab diesem Dienstag wird die Milch im Supermarkt teurer. Kunden müssen mindestens zehn Cent mehr als bisher für den Liter zahlen. Das kündigte der Verband der Milchindustrie an. Seit 2014 waren die Preise gesunken.

1taz am Wochenende: Frau Böse-Hartje, rettet der 10-Cent-Preisaufschlag die Bauern?

Johanna Böse-Hartje: Dieses Jahr haben die Bauern von den Molkereien zeitweise so wenig für den Liter Milch bekommen wie nie zuvor – 20 Cent. Seit einem Monat sind es nun 23. Ab November sollen es dann 29 sein. Zum Überleben reicht‘s nicht. Die Bauern müssten mindestens 43 Cent bekommen. Trotzdem ist es eine Wende.

2 Eine Wende zu Lasten der Verbraucher?

Die Preise für den Liter Vollmilch dümpeln derzeit bei 53 Cent herum. So billig ist nicht einmal Mineralwasser zu haben. Ein fairer Preis für den Liter wäre ein Euro. Für einen normalen Vier-Personenhaushalt machte das ein Plus von bis zu acht Euro im Monat. Viele Verbraucher sind bereit, diesen fairen Preis zu zahlen. Die zehn Cent plus tun schon gar niemandem weh.

3 Warum kommt die Preiserhöhung jetzt?

Viele Bauern haben ihre Kühe geschlachtet, den Hof dicht gemacht. Andere liefern nicht mehr so viel Milch. Denn die EU zahlt Bauern bereits seit Mitte September für jeden – im Vergleich zum Vorjahr – nicht gelieferten Liter Milch 14 Cent. Dazu kommt, dass viele ihren Tieren weniger Kraftfutter geben, weil sie das nicht mehr zahlen können. Die Euter sind dann nicht mehr so prall.

Interview: Hanna Gersmann

Johanna Böse-Hartje, 63, Bäuerin in Niedersachsen und Landesvorsitzende des Bund Deutscher Milchviehhalter.