Ferry Batzoglou über die Versteigerung griechischer TV-Lizenzen
: Keine Verflechtungen mehr

Bisher war es in einem so schönen, für Fremde dafür aber umso schwerer durchschaubaren Land Europas so: TV-Mogule verfolgten mit der Macht des Bildschirms ganz andere Interessen, als die Öffentlichkeit so objektiv wie möglich zu informieren. Bis zum faktischen Staatsbankrott jenes Landes namens Griechenland im Frühjahr 2010 bedeutete dies, mittels total überteuerter Aufträge die Staatskassen zu plündern. Skrupellos.

Zu allem Überfluss erhielten die in der Regel hochdefizitären Fernsehsender im großen Stil Bankkredite – sogar ohne Sicherheiten. Hernach vergaßen die Medienmogule einfach, die Kredite abzustottern. Das Kreditvolumen: Fast eine Milliarde Euro. Die Gegenleistung: Eine schamlos betriebene politische Unterstützung just für jene Parteien, die das Land an den Rand des Abgrunds manövriert haben.

Die griechische Sprache ist facettenreich: „Diaploki“ („Verflechtung“) wurde die sich zu Füßen der Akropolis seit dem Jahr 1989, dem Geburtsjahr des Privat-TV in Hellas, immer mehr ausbreitende und für die Demokratie hochtoxische Dreiecksbeziehung getauft. Eine Verflechtung zwischen den dank ihrer TV-Macht omnipotenten Tycoons, korrupten Bankern und einem noch korrupteren, unfassbar faulen politischen System.

Damit soll nun Schluss sein. Und das ist gut so. Kein vernünftiger Mensch kann etwas daran auszusetzen haben, wenn die Regierung Tsipras mit der Auktion von vier Lizenzen im hellenischen Privat-TV auf einem bisher ungeordneten Spielplatz Ordnung schafft. Endlich!

Die Versteigerung ist ein Einschnitt: medial, ökonomisch und politisch. Das beschert Tsipras aber nicht automatisch eine Erfolgsstory. Dafür bedarf es vor allem stetiger Transparenz und einer gleichsam peniblen wie unabhängigen Aufsicht, damit nicht neue „Diaploki“ entstehen.

Tsipras’ guter Wille allein reicht nicht aus. Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg. Selbst in Hellas.

Flimmern + Rauschen