Kongos Armee zieht dicken Fisch an Land

Ruanda Pünktlich zu einem Kabila-Besuch wurde der Chefleibwächter des FDLR-Militärchefs gefasst

Will sich bei Ruanda einschmeicheln: Kongos Präsident Kabila Foto: ap

Von Simone Schlindwein

KAMPALA taz | Wieder einmal ist ein wichtiger Kommandeur der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die aus der Demokratischen Republik Kongo heraus gegen Ruandas Regierung kämpft, ins Netz gegangen. Bereits am 11. August nahmen kongolesische Soldaten den Chef der Leibgarde des FDLR-Militärchefs Sylvestre ­Mudacumura fest: Sabimana Iraguha, besser bekannt unter seinem Kriegsnamen Mugisha Vainqueur. Der Major wurde im ostkongolesischen Bezirk ­Rut­shuru geschnappt.

Fast könnte man meinen, Kongos Präsident Joseph Kabila habe damit seinem ruandischen Amtskollegen Paul Kagame ein Geschenk machen wollen. Die Festnahme erfolgte pünktlich zu einem außergewöhnlichen Treffen zwischen den beiden Staatschefs in der ruandischen Grenzstadt Gisenyi – der erste Besuch Kabilas in Ruanda seit sieben Jahren.

Dass die FDLR als Sammelbecken von Tätern des ruandischen Völkermords 1994 im Kongo steht, hat immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Nachbarländern geführt. Doch seit über einem Jahr geht Kongos Armee FARDC nun in der Militäroperation Sukola 2 (Säuberung) selbst gegen ihre einstigen Freunde in der FDLR vor. Über 500 der zwischen 1.000 und 2.000 FDLR-Kämpfer sind nach FARDC-Angaben im vergangenen Jahr gefangen genommen oder getötet worden.

Der Chefleibwächter des Militärchefs ist jetzt ein ganz besonders wichtiger Gefangener, kann er doch Angaben über den Verbleib seines Schützlings machen. FDLR-Militärchef Mudacumura wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl gesucht.

Vainqueur werden aber auch selbst brutale Verbrechen vorgeworfen. Laut UN-Ermittlungen soll er im Jahr 2013 für ein Massaker an 32 Kongolesen im Ort Kamananga im Bezirk Bunyakiri in der Provinz Süd-Kivu verantwortlich gewesen sein. Als Ruanda und Kongo im Jahr 2009 gemeinsam gegen die FDLR kämpften, schrieb er Drohbriefe an die Bevölkerung im Ostkongo. Im Februar 2009 massakrierten seine „Spezialkräfte“ Kongolesen im Ort Kipopo: Über 100 Häuser gerieten in Brand, darin starben mindestens 15 Menschen. Dieser Tatort war auch in der Anklage gegen die in Deutschland ansässigen FDLR-Führer aufgeführt, die im vergangenen September vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Kriegsverbrechen schuldig gesprochen wurden.