Jörn Kabisch
Angezapft
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Ach, wenn die Oma wüsste, dass ich da ein Bier im Mund habe, das mich an ihren Erdbeerrumtopf erinnert. An das große Steingefäß, in dem sie die Früchte im Sommer eingelegt hat, der aber erst an Weihnachten aufgemacht werden durfte. „Ein Bier“, hätte sie gesagt: „Du spinnst ja.“

Doch wie hätte die Großmutter von Peter König reagiert? Auf die Idee, ein Bier 15 Monate in einem Fass reifen zu lassen, in dem Jahrzehnte Bourbon-Whiskey schwamm? König ist in dritter Generation Inhaber der Altbier-Brauerei Füchschen in Düsseldorf, und seine Kreation „Wenn dä Omma dat wüsst“ ist eine malzige Hommage an seine Großmutter. Diese Johanna König, die jahrelang die Brauerei allein führte, muss, sieht man sie sich auf Fotos an, ebenso bodenständig wie jeck gewesen sein. Vielleicht hätte sie ein Stößchen von dem „Vintage Bourbon Ale“ doch nicht verschmäht.

Viele Brauer experimentieren in jüngster Zeit damit, ihr Bier wie Wein in Holzfässern auszubauen. Alles kommt zum Einsatz: neue Fässer wie gebrauchte – solche, die vorher Sherry, Wein, Rum oder Whiskey beherbergten. Jahrgangsbier nennt sich das oder nach amerikanischem Vorbild „oak aged“ oder „barrel aged“. Vor allem Biertrinker aus den USA lieben diese Tropfen. Weil es noch ein recht junges Verfahren ist, stößt man oft auf eigenwillige Biere, die rauchig kratzen oder stark nach Holz schmecken. Von den Gerbstoffen wird die Zunge pelzig.

Aber nicht die Omma. Das Bier schimmert schwarzbraun im Glas mit rotorange Reflexen. Der cremige Schaum setzt sich langsam. Im Geruch ist eine Spur von Pumpernickel, getrockneten Feigen, Vanille und Whiskey. Im Antrunk merkt man, was Malz aus einem Bier machen kann. Der erste Schluck ist spritzig, dann kommt der Rumtopf zum Vorschein. Anschließend entwickelt das Bier stärkere Karamell- und Honigtöne und eine angenehme Holzigkeit. Auch säuerliches Pumpernickel kommt wieder zum Vorschein. Der Alkohol wirkt wärmend, und weil die lange Lagerung sich auch auf die Kohlensäure auswirkt, die noch lebendig-moussierend im Bier steckt, gleitet das Bier fast ölig den Rachen hinab.

Ein Altbier für einen lauen Spätsommerabend. Sicher passt es auch zu einem fruchtigen Dessert, zu einer Zuppa Romana oder einem Stück Bienenstich, den Oma-Kuchen der 70er. Ich kann mir sogar vorstellen, dieses Bier zu einem Sorbet zu verarbeiten. Dann thronte eine Rum­erdbeere drauf.

Wenn dä Omma dat wüsst. Im Fass gereiftes Altbier, Brauerei im Füchschen, 7,2 Vol.-%