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Muna Duzdar, österreichische Staatssekretärin der SPÖ Foto: F.: reuters

Fachfrau für Integration

Norbert Hofer, wäre er Präsident geworden, hätte sie nicht vereidigt, wenn sie mit Kopftuch erschienen wäre. Muna Duzdar, neue Staatssekretärin der SPÖ im Bundeskanzleramt, war die meistdiskutierte Personalentscheidung des SPÖ-Bundeskanzlers Christian Kern. „Religion ist Privatsache“, versicherte die 1978 in Wien geborene Tochter palästinensischer Einwanderer in einem Interview. „Mir wäre gar nicht in den Sinn gekommen, ein Kopftuch zu tragen. Dass er überhaupt auf so eine Idee kommt, ist merkwürdig“. Arabisch spricht Duzdar genauso fließend wie Wienerisch, ihre Heimatstadt lobt sie als die schönste Stadt der Welt.

Dass die studierte Juristin und erfolgreiche Anwältin sich auch für Integration einsetzen will, ergibt sich schon aus ihrem Lebenslauf. Ohne Deutschförderkurs in der Volksschule und Förderung im Gymnasium hätte sie es nicht geschafft, ist Duzdar überzeugt. In der ÖVP sehen das manche als Kampfansage an Außenminister Sebastian Kurz, der auch für Integration zuständig ist. Auch was die Kenntnis des arabischen Raums betrifft, dürfte sie dem Minister, der sein Studium nicht abgeschlossen hat, einiges voraushaben. An der Pariser Sorbonne hat sie ein Masterstudium, Internationales Recht, absolviert.

Sie muss sich verteidigen

Duzdar hat sich schon verteidigen müssen: gegen den Vorwurf, zu links zu sein, unterschwellig gegen ihre Religionszugehörigkeit und für ihre Position als Vorsitzende der Palästinensisch-Österreichischen Gesellschaft. So wird ihr immer wieder ein Bekenntnis zum Existenzrecht des Staates Israel abverlangt. „Meine Vorgängerin hat sicher nie zu Israel Stellung nehmen müssen“, beschied sie dem Kurier. Ihr Engagement für Friedenscamps mit israelischen und palästinensischen Jugendlichen ist aber unbestritten.

In der FPÖ wollte man die junge Staatssekretärin für die Einladung der einstigen Aktivistin der palästinensischen Gruppe Abu Nidal, Leila Khaled, zu einem Vortrag in Wien verantwortlich machen. Die Frau, die nach einer Flugzeugentführung die Hälfte ihres Lebens im Gefängnis verbracht hat, war im April in Wien – auf Einladung des Österreichisch-Arabischen Kulturzentrums. Ralf Leonhard