In Angeln wird auch ohne Diskussion gebohrt

ERDÖL II Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich eine schwedische Firma Ölbohrungen in Schleswig-Holsten genehmigen lassen. Aus Sicht einer Bürgerinitiative eine „Riesensauerei“

Die schwedische Firma Central Anglia hat sich einen Betriebsplan für Ölbohrungen im Nordosten Schleswig-Holsteins genehmigen lassen – unbemerkt von der Öffentlichkeit. „Eine Riesensauerei“, sagt Ingrid Lohstöter, Sprecherin der Initiative Angeliter bohren nach, die sich gegen den Rohstoffabbau in ihrer Region einsetzt.

Seit Monaten versuchen die Initiative und das Amt Geltinger Bucht, in dem das 183 Quadratkilometer große „Erlaubnisfeld Sterup“ liegt, vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover Auskunft zum Stand der Dinge zu erhalten. Doch die Behörde in Niedersachsen, die auch für die Genehmigungen in Schleswig-Holstein zuständig ist, wich aus. Dass die betroffenen Gemeinden und die Öffentlichkeit so spät informiert wurden, sei ein Fehler, der sich nicht wiederholen solle.

Bergbaurechtlich sei das Verfahren in Ordnung, betont der Sprecher des Umweltministeriums, Sönke Wendland. Aber Minister Robert Habeck (Grüne) hatte versprochen, die Gemeinden zu beteiligen und neue Entwicklungen zügig bekannt zu machen. Dumm nur: Auch in Kiel ist erst seit wenigen Tagen bekannt, dass die Schweden im Genehmigungsverfahren einen Schritt weitergegangen sind. Gleichzeitig erhielt das Ministerium die Nachricht, dass die DEA Deutsche Erdoel AG ihre Pläne für zwei Felder bei Preetz und Plön-Ost aufgibt. Insgesamt gibt es nun noch vier Bergbauberechtigungen in Schleswig-Holstein – am wichtigsten sind dabei das Gebiet Mittelplate in der Nordsee und an Land das Feld Sterup.

Dass für dieses Gebiet nun ein Hauptbetriebsplan vorliegt, habe die Behörde in Hannover offenbar für nicht so wichtig gehalten, sagt Wendland. Er sieht hier einen „klaren Verstoß“ des LBEG gegen den Ministererlass: „Das hat das LBEG auch eingeräumt. Es wird die Abläufe so organisieren, dass das nicht wieder vorkommt.“

Dass die Bürgerinitiative auf Informationen wartete, war dem LBEG bekannt – in einem Brief vom Januar antwortet die Behörde auf die Frage, ob die Gemeinden an weiteren Genehmigungsverfahren beteiligt werden, mit: Ja. Doch auf die ebenfalls gestellte Frage nach dem Stand des Verfahrens wich die Behörde aus. Das Versprechen des Ministeriums, dass es besser werden solle, tröstet Lohstöter nicht. Die Juristin hatte auf ein Beteiligungsverfahren gesetzt, um die Firma Central Anglia zu stoppen, die eigens für den Öl- und Gasabbau in Angeln gegründet wurde. Wer die Geldgeber dahinter sind, ist unklar. Esther Geißlinger