Studie zu Plastikmüll im Meer: Wie Muscheln auf Sylt

Acht Millionen Tonnen Plastik gelangten allein 2010 in die Ozeane. Die Folgen für Tiere und Menschen sind besorgniserregend.

Sieht fast hübsch aus, ist aber gefährlich: Plastikmüll im Meer. Bild: dpa

BERLIN taz | Am Strand der chinesischen Stadt Qingdao einen Platz für sein Handtuch zu finden, ist nicht leicht. Das liegt nicht nur an den vielen Badegästen, sondern auch an dem Müll, der zu chinesischen Stränden gehört wie Miesmuscheln zu einem Strandspaziergang auf Sylt.

Jedes Jahr gelangen riesige Mengen an Plastikmüll ins Meer. Laut einer Studie, die jetzt im US-Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, gelangten allein 2010 schätzungsweise acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane. Besonders China und die südostasiatischen Entwicklungländer Indonesien, die Philippinen, Vietnam und Sri Lanka sind für die Verschmutzung verantwortlich. Die USA steht als einzige Industrienation auf Platz 20 der Liste der größten Meerverschmutzer.

Die Schätzungen der Wissenschaftler basieren auf der Müllmenge, die in den 192 Ländern mit einer Meerküste pro Kopf produziert wird. Berücksichtigt wurden in dem Rechenmodell zudem der geschätzte Anteil an Plastikmüll und die Menge des Mülls, der nicht fachgerecht entsorgt wurde.

Acht Millionen Tonnen Plastikmüll seien eine gewaltige Menge, sagte Roland Geyer von der Universität Santa Barbara, der an der Studie mitgearbeitet hat. Mit der Menge ließe sich eine Fläche, die 34 Mal so groß sei wie der New Yorker Stadtteil Manhattan knöcheltief mit Müll bedecken. Allein in China sollen bis zu 3,5 Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr in die Meere gelangen. Zum Vergleich: In China wird demnach laut Studie pro Kopf etwa neun Mal mehr Plastikmüll nicht fachgerecht entsorgt als in Deutschland.

Eine Besserung erwarten die Wissenschaftler erst einmal nicht. Sollten die Weltbevölkerung, der Plastikverbrauch und die Müllmenge weiter wachsen wie bisher, werde sich die Menge des Plastikmülls, die in die Meere gelangt, in China und den südostasiatischen Ländern bis 2020 verdoppeln.

Bagger gegen Müll

Wie viel Müll insgesamt in den Ozeanen schwimmt, wurde schon in früheren Studien berechnet. Laut einer Studie, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, treiben allein 269.000 Tonnen Plastik an der Wasseroberfläche. Neben großen Abfällen wie Flaschen oder Kunststofftüten, die an den Küsten der Ozeane treiben, finden sich in den Meeresströmungen vor allem kleine Partikel, die über Tiere in die Nahrungsmittelkette gelangen können. „Die Folgen für die Ozeane, die Tiere und auch für den Menschen sind besorgniserregend“, heißt es in der aktuellen im Science-Magazin erschienen Studie.

In Qingdao hat man indes eine kurzfristige Lösung für die Situation gefunden. Damit zumindest die Badegäste ihren Tag genießen können, fahren dort regelmäßig Bagger über die Strände. Sie schieben den Müll, der dort angespült wird, einfach zur Seite – und damit wenigstens aus dem Blickfeld der Menschen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.