Gesicht gegen Korruption

Ugaz war Sonderermittler gegen den früheren peruanischen Präsidenten Fujimori

José Carlos Ugaz ist das neue internationale Gesicht von Transparency International – und damit auch Symbol für die anstehende Erneuerung der weltweit tätigen Antikorruptionsorganisation mit Hauptsitz in Berlin. Denn der 55-jährige Peruaner, der in seinem Heimatland als Sonderermittler eine Reihe von prominenten Korruptionsfällen aufklären konnte, wird unter den Transparenzaktivisten mit einem radikalen Richtungsschwenk in Verbindung gebracht.

Was Ugaz’ Eigenstellungsmerkmal auszeichnet, lässt sich besonders an seinem unterlegenen Wahlgegner aufzeigen: Ugaz setzte sich mit 75 zu 49 Stimmen gegen Pascal Lamy durch. Der französische Politiker und frühere EU-Kommissar für Außenhandel, Lamy, war bis 2013 acht Jahre lang Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), die für ihre umstrittene Nord-Süd-Politik und ihre intransparenten Schiedsverfahren öffentlich immer wieder in der Kritik steht.

Während Pascal Lamy vor allem unter europäischen und afrikanischen Transparency-Wahlleuten Unterstützung erfahren haben soll und für Kontinuität und stille effektive Diplomatie stand, wird mit der Wahl des beharrlichen Peruaners eine Erneuerung der teilweise verkrusteten Transparency-Strukturen erwartet.

José Carlos Ugaz erwarb sich international unter anderem durch seine hartnäckige Arbeit als Sonderermittler gegen den früheren peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori, den dortigen Exgeheimdienstchef Vladimiro Montesinos sowie Hunderte Staatsbedienstete Ansehen, denen er Verstrickungen in einem ansehnlichen System von Korruption und Menschenrechtsverletzungen nachweisen konnte. Unter anderem verfolgte er Alberto Fujimoro auf dessen Flucht in Japan. Als Ergebnis wurde der frühere Staatschef zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Geht es nach José Carlos Ugaz, dann wird sich Transparency International nun ebenfalls als ein aggressiv auftretender Korruptionsverfolger etablieren, dabei verstärkt auf Graswurzel-Aktionen setzen und das teils elitär wirkende Profil der Organisation verändern. Dazu passt eine Resolution der internationalen Generalversammlung der Organisation, auf der der Peruaner am Wochenende in Berlin gewählt wurde. Darin betont Transparency International die besondere Bedeutung zivilgesellschaftlicher Akteure im Kampf gegen die weltweite Korruption. M. KAUL