heinrich wille, ermittler im fall barschel
: Der Staatsanwalt, der niemals aufgibt

HEINRICH WILLE, 62, leitet seit 1992 die Staatsanwaltschaft Lübeck. Davor arbeitete er im Justizministerium in Kiel. FOTO: DPA

Vielleicht muss man sich den Leitenden Lübecker Oberstaatsanwalt Heinrich Wille wie einen erstklassigen Spürhund vorstellen: Nachdem er Witterung aufgenommen hat, lässt er nicht mehr ab – ohne Rücksicht auf Verluste. Wille war der Chefermittler im Fall Uwe Barschel, des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, der am 11. Oktober 1987 tot in der Badewanne seines Genfer Hotelzimmers gefunden wurde. Der Fall war mysteriös, der Spiegel berichtete von Waffenhändlern, Geheimagenten und einem geheimnisvollen Giftcocktail in Barschels Magen.

Wille gehörte nie zu denen, die an einen Selbstmord des CDU-Politikers glaubten. „Der Mord an Uwe Barschel – das Verfahren“ ist denn auch der Arbeitstitel seines Buches, das jetzt im Verlag des Spiegel veröffentlicht werden sollte. Doch Willes Vorgesetzter, der Kieler Generalstaatsanwalt Erhard Rex, hat die Veröffentlichung untersagt. Einen Eilantrag Willes hat das Verwaltungsgericht Schleswig am Montag abgelehnt.

Schon zur Zeit seiner Ermittlungen war Wille mit dem damaligen Generalstaatsanwalt Heribert Ostendorf aneinander geraten. Wie sein Amtsnachfolger befürwortete auch Ostendorf die Selbstmord-These. Doch als er die Ermittlungen einstellen lassen wollte, leistete Wille Widerstand. Ostendorf trat zurück, Wille ermittelte weiter, bis 1998 endgültig Schluss war.

„Ich möchte endlich sagen dürfen, was ich damals nicht sagen durfte“, sagt Wille heute. Zu dem laufenden Verfahren möchte er sich nicht äußern, zum Buchinhalt erst später. Allerdings ist bereits durchgesickert, dass seiner Ansicht nach „vermutlich zwei Männer Barschel betäubt und dann in die Wanne gelegt“ haben – so stand es in den Lübecker Nachrichten.

Generalstaatsanwalt Rex hat Wille angeboten, dessen Buch in der Schriftenreihe der Staatsanwaltschaft zu publizieren – zusammen mit einer von ihm geschriebenen Ergänzung, in der Rex die Selbstmord-These vertreten würde. „Dem habe ich zugestimmt“, sagt Wille. Trotzdem will er sein Buch wie geplant auch im Spiegel-Verlag veröffentlicht sehen. DANIEL WIESE