Bierpflicht für Bayern

CSU-PARTEITAG Trotz „Deutschpflicht“-Blamage findet Horst Seehofer sich und seine Partei „bärenstark“: Schöner sei nur das Amt des Papstes. Strittige Themen werden vertagt

AUS NÜRNBERG LAURA MESCHEDE

Pathetische Musik schallt durch den Raum, als Horst Seehofer die Bühne betritt. Auf einem Bildschirm läuft ein Videoclip, er zeigt ihn in allen denkbaren Momenten: mit kleinen Kindern, beim Papst; winkend, lächelnd, händeschüttelnd. Mehr Pathos geht nicht, selbst beim Singen des Deutschlandlieds wird die Stimmung später nicht mehr so erhaben sein. „Das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten“, sagt Seehofer, „ist nach dem des Papstes das Schönste, das wir auf diesem Erdball zu vergeben haben.“

Am zweiten Tag des CSU-Parteitages in Nürnberg ist der brenzlige Teil schon vorbei. Im umstrittenen Leitantrag, wonach Einwanderer auch in der Familie deutsch sprechen sollten, steht jetzt nur noch, sie sollten motiviert werden, „im täglichen Leben deutsch zu sprechen“. So wurde es am Freitag beschlossen.

Danach geht es eher um die gemütlichen Themen. Das Internet zum Beispiel, denn „die CSU wird digital“, deswegen kann man neuerdings die Mitgliedschaft auch per Mail beantragen. Überhaupt will man öfter Mails schreiben statt Briefe. Georg Pfister von der CSU-Basis plädiert in einer längeren Rede für eine Abspaltung Bayerns, kann die Anwesenden aber nicht so richtig überzeugen.

Christkindlmarkt geht vor

Draußen im Foyer haben – wie bei allen Parteitagen – Firmen ihre Stände aufgebaut und verteilen Werbegeschenke. Die Stadtsparkasse schenkt Kaffee aus, anderswo gibt es Schokokirschen und Stifte, die leuchten, wenn man sie sich auf den Kopf schlägt. Auch der Werbestand von Tucher wird schon am Morgen stark frequentiert: Hier wird Bier ausgeschenkt.

Im Saal entsteht derweil Unmut. Die 180 Anträge sollen aus Zeitgründen vertagt werden. „Hier wollen ja auch noch einige auf den Christkindlmarkt“, sagt Max Straubinger, der die Debatte leitet, „und wir wollen ja auch der Rede des Ministerpräsidenten genügend Raum geben.“ Sein Vorschlag: Die Anträge, die von der Kommission angenommen wurden, durchzuwinken und den Rest beim kleinen Parteitag im Frühjahr zu diskutieren. Hinterher sind sich nicht alle Anwesenden sicher, dass Straubinger, als er eine „klare Mehrheit“ für seinen Vorschlag erkannt haben will, die Stimmkarten mit dem Auge richtig abgeschätzt habe. Es wird gemurrt. Dabei hatte sich die CSU noch gestern als „Mitmachpartei“ gepriesen.

Bei der zweistündigen Rede des Ministerpräsidenten ist der Saal dann erstmals gut gefüllt. Thema: Das Betreuungsgeld („ein voller Erfolg“), die SPD („hat sich in würdeloser Form der Linken unterworfen“), die „Zuwanderung in die Sozialsysteme“ („lehnen wir ab“), der „Mythos CSU“ („ist wiederhergestellt“) und die Partei („bärenstark“). „Wir werden Bayern in eine glänzende Zukunft führen“, sagt Seehofer, es gibt Standing Ovations.

Der Parteitag endet mehr als eine Stunde früher als geplant.