Aus für Partikel-Therapie

SOFTWAREPROBLEME Eine innovative Anlage zur Krebstherapie wird in Kiel nicht fertiggestellt

Partikel-Strahlen gegen Krebs: Das Nordeuropäische Radioonkologische Centrum Kiel galt als Leuchtturm-Projekt im Medizin-Land Schleswig-Holstein. Nun wird der Leuchtturm abgebaut, bevor er eingeschaltet wurde.

Das Universitätsklinikum (UKSH) und die Siemens AG, die das Zentrum bauen wollte, lösten am Mittwoch ihren Vertrag auf. Offenbar konnte Siemens grundlegende Softwareprobleme nicht lösen, zumindest nicht mit einem Aufwand, der für das Unternehmen vertretbar war.

Die Probleme deuteten sich bereits Anfang des Jahres an, im Sommer signalisierte der Konzern, dass er aus dem PPP-Vertrag – der Privat-Public-Partnership – aussteigen wollte. Weder dem Land noch dem UKSH sind ein finanzieller Schaden entstanden. „Wir werden nur bezahlen, was wir bekommen und gebrauchen können“, sagte Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU), der bei der Vertragsauflösung moderiert hatte und sich mit dem Ergebnis zufrieden zeigte. So wird das fertige Gebäude an die Uni-Klinik übergeben, die dort eine Abteilung für konventionelle Strahlentherapie eröffnet. Die Partikeltherapie-Anlage wird abgebaut.

De Jager sagte, es sei bedauerlich, dass die Therapie nicht eingesetzt werden könne. Das Risiko habe aber bei Siemens gelegen „und dieses Risiko hat sich leider realisiert“, so der Minister. UKSH und Siemens hatten vereinbart, dass in der Anlage jährlich 2.000 Patienten behandelt werden sollten. Auch eine andere geplante Anlage in Bad Neustadt (Bayern) ist im Sommer gescheitert: Siemens gab bekannt, dass sich die Technik zurzeit für die Breitenversorgung nicht eignet. Weiter betrieben wird eine Forschungsanlage in Heidelberg sowie ein Projekt in Shanghai. Laut einer Agenturmeldung hat die Universität Erlangen gerade ein neues Labor eingerichtet, in dem so genannte Nanopartikel getestet werden. EST