Warum schickst du mich in die Halle?

■ Saison unterm Dach nach einer Woche beendet – mit zwei Niederlagen für St. Pauli

Früher gab es Zeiten, da dauerte ein Umlauf in der Halle mehrere Wochen. Aus 18 Qualifikationsturnieren ergab sich ein diffiziles Bild mit Punktsystemen hinunter bis zum Achtplatzierten. Wer das Finalturnier erreichte, konnte dies als echtes Privileg betrachten. Da war die Halle ein willkommener Balanceakt zwischen Konditionstraining und Feinmotorik nach einer kraftraubenden Fußball-Freiluft-Hinrunde. Früher.

In Dortmund fand in den vergangenen beiden Tagen das Masters, das Treffen der Besten der diesjährigen Hallensaison statt. Die hatte diesmal eine Verweildauer von einer Woche. In der haben sich Mannschaften wie Mainz 05, der SSV Reutlingen und eben der FC St. Pauli als die Herausragenden empfohlen.

Warum es in Dortmund für den FC St. Pauli trotzdem nicht zu mehr als zwei Niederlagen gegen den 1. FC Köln und den BVB in der Vorrunde gereicht hat? Der Sport ist dem Ereignis schon lange abhanden gekommen. Zweite Garnituren treffen dort auf die dritte Auswahl des FC Bayern München. Spieler wie Patrick Wölzl zitiert man dann mit „Ich bin stolz, hier für Bayern zu spielen“. Verloren haben sie trotzdem, zwei Mal. Wie St. Pauli eben.

Wobei deren Ausscheiden am Samstag mehr als unglücklich seinen Lauf nahm. 2:2 stand es kurz vor Schluss im zweiten und letzten Gruppenspiel gegen den Veranstalter Borussia Dortmund. Das hätte gereicht zum Einzug in die nächste Runde. Doch Torwart Heinz Weber war aus irgendeinem Grund nicht nach Weiterspielen zumute. Er faustete den aus dem Publikum zugeworfenen Ball wieder zurück. Nach einer Verwarnung wenige Minuten zuvor zog das eine Zwei-Minuten-Strafe nach sich. Das 3:2 in Überzahl für Dortmund folgte und eine rote Karte für Christian Rahn, der den Dortmunder Ballführer mehr als Trittbrett denn als spielenden Konkurrenten sah. Tumulte und Auseinandersetzungen sah das Publikum, das zuvor dem Einschlafen näher war als die Spieler dem Hallenfußball. Schiedsrichter Franz-Xaver Wack musste mit Geleitschutz aus der Halle geführt werden.

Der Hallenfußball ist am Masters-Wochenende einmal mehr Zielscheibe von Diskussionen gewesen. Dietmar Demuth, Trainer von St. Pauli befürwortet ihn. Sein Bremer Kollege Thomas Schaaf sagt dagegen: „So kann es nicht weiter gehen.“ Gemeint ist das Verhältnis von einer Woche Halle zu nur drei Wochen wichtiger Freiluft-Vorbereitung. Auch wenn von Spielern, wie von St. Pauli, zu hören ist, dass es viel Spaß macht, unter Dach zu spielen, und es eine Verpflichtung sei, dem zahlenden Publikum etwas zu bieten, scheint die Zukunft des Hallenfußballs im Nirgendwo zu liegen. Oder man baut eine Konkurrenz zur Vierschanzentournee auf, so eine Art Vierhallentournee, wann? Über Weihnachten und Sylvester natürlich. Da haben die Vereine noch nichts vor. Florian Bauer