Heimspiel für Halbzeit-Siegerin

■ Die illbruck führt im Volvo Ocean Race und fürchtet sich vor dem Schluss-Spurt in der Chesapeake Bay

Der erste Sprint kann die Vorentscheidung auf der sechsten Etappe im härtesten Segelrennen der Welt bringen. Im Volvo Ocean Race begann gestern die zweite Halbzeit des insgesamt 32.700 Seemeilen langen Rennens um die Erde, welches in Kiel beendet werden wird, mit der Drei-Tage-Tour von Miami nach Baltimore. Mit acht Punkten Vorsprung vor der schwedischen Rivalin „Assa Abloy“ geht die Leverkusener Rennyacht „illbruck“ als Top-Favoritin in das 875 Seemeilen kurze Rennen. Der heiß umkämpfte Schluss-Spurt durch die Chesapeake Bay nach Baltimore wird am Mittwoch erwartet.

Die meistgestellte Frage lautet zurzeit: „Kann die illbruck noch geschlagen werden?“ Dazu sagt nicht nur „News Corp“- Manager Ross Field: „Auf dem Atlantik oder auch in der Nordsee kann alles passieren. Die Etappe bringt mit der anspruchsvollen Passage durch den Golfstrom und dem abschließenden Queren der Chesapeake Bay gleich mehrere seglerische Hürden für die Skipper und ihre Navigatoren mit sich. Im letzten Rennen 1997/98 stolperte der legendäre Dennis Conner (USA) und seine Crew auf To-shiba kurz vor der Ziellinie, als sie trotz eines an Bord befindlichen Chesapeake Bay-Lotsen in der berüchtigten Bucht auf Grund liefen.

Während die „illbruck“ im Volvo Ocean Race weiter das Maß aller Dinge ist, lecken sich die Verantwortlichen der jüngst gescheiterten ersten deutschen America's Cup-Kampagne „illbruck Challenge“ öffentlich die Wunden. In einem Interview mit der Fachzeitschrift „Yacht“ gestand Initiator Michael Illbruck: „Ich habe es verbockt, weil ich den Vermarktern zu lange glaubte.“ Illbruck behauptet, seine Vermarkter hätten astronomische Medienwerte für den America's Cup errechnet, die das Doppelte des Gesamtbudgets deckten.

Die so gescholtenen Vermarkter wehren sich inzwischen öffentlich gegen die Rufschädigung. Der Rechtsstreit läuft. Erik Posten, Mitbegründer von Course, erklärte: „Noch Ende Januar hatten wir einen Sponsoren, doch Herr Illbruck hat das mit persönlichen Fehlern versaubeutelt. Es war die letzte große Chance. Wir wollen unseren Streit zwar nicht öffentlich austragen, werden uns aber wehren, wenn die Aussagen von Herrn Illbruck unsere Existenz betreffen.“

An die totale Aufgabe aller America's Cup-Träume will Illbruck trotz des Scheiterns nicht glauben. Inzwischen plant er, einen Segel-Rennstall im Stil von McLaren-Mercedes aufzuziehen: „Es könnte heißen XY-illbruck-Racing. Wir liefern das Know how und bieten das Schiff einem Sponsor als Medienplattform an. Tatjana Pokorny