Anti-LGBTI-Kongress in Moldau: „Der Westen“ hört ihnen nicht zu

Der World Congress of Families traf sich dieses Jahr in der Republik Moldau. Das religiös-konservative Netzwerk macht gegen „LGBTI-Propaganda“ mobil.

Ein Foto einer Familie mit zwei Kinden

Tanzende Paare in Weiß hielten zu feierlicher Musik ein Baby im Spitzenkleid in die Höhe Foto: Patricia Hecht

CHIşINăU taz | Der World Congress of Families, so schien es, hatte wenig Interesse an kritischer Öffentlichkeit. Details über geladene Gäste blieben bis zum Tag vor der Eröffnung geheim. Und die Akkreditierung ausländischer JournalistInnen verzögerte sich derart, dass offenbar „viele“, wie ein Sprecher des moldauischen Außenministeriums der taz sagte, nicht zum Kongress in der moldauischen Hauptstadt Chişinău anreisen konnten.

Dann aber übertrug zumindest das moldauische Staatsfernsehen die Auftaktveranstaltung live, in der pastellfarbene Bilder glücklich lachender Familien aus Mann, Frau und Kindern auf Kinoleinwandgröße projiziert wurden. Tanzende Paare in Weiß hielten zu feierlicher Musik ein Baby im Spitzenkleid in die Höhe. Denn der Kongress ist eines der zentralen Treffen globaler AkteurInnen, deren Ziel es ist, die sogenannte natürliche Ehe und Familie zu verteidigen – weshalb sie gegen die „Propaganda“ der LGBTI-Community mobil machen. NGOs wie die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center listen deshalb den Kongress als „Hate Group“.

Der World Congress of Families (WCF) findet seit 1997 statt, mal in Madrid, mal in Sydney und im vergangenen Jahr in Budapest. Veranstalter ist die International Organisation for the Family mit Sitz im US-Bundesstaat Illinois, offizielle Sponsoren waren dieses Jahr die Wohltätigkeitsorganisation Din Suflet der moldauischen Präsidentengattin Galina Dodon und die spanische NGO CitizenGo, die unter anderem über Onlinepetitionen für „das Leben und die Familie“ eintritt – will heißen: gegen Schwangerschaftsabbrüche und die Ehe für alle.

Entsprechend deutlich wurden die RednerInnen. Rechte sexueller Minderheiten seien ein „Phänomen, das unsere Werte und Moral“ bedrohe, sagte der moldauische Präsident Igor Dodon. Gemeinsam müsse die Gesellschaft zu Werten zurückkehren, „die in der Bibel geschrieben stehen“, forderte er, und Veranstaltungen, die zur Verbreitung „unmoralischer Prinzipien“ führen, müssten „verurteilt und verboten“ werden. 2018, so Dodon, sollte in der Republik Moldau „das Jahr der Familie“ werden, wie es Viktor Orbán vor einem Jahr für Ungarn ausgerufen hatte.

Proteste gegen den Kongress gab es nicht

Rund 1.000 TeilnehmerInnen waren vor Ort, neben WCF-Präsident Brian Brown sprachen der russisch-orthodoxe Erzbischof Dmitry Smirnov und Natalia Yakunina, die Frau des russischen Oligarchen Vladimir Yakunin, der Medienberichten zufolge der Fundraiser des WCF in Russland sein soll.

Workshops gab es in Chişinău zu Themen wie „Gender Ideology – the latest attacks on the family“ oder „The international networks undermining families and faith“. Diese Netzwerke wollten die Macht der Kirche untergraben, hieß es dort – George Soros sei einer der Drahtzieher. Auch die deutsche Kampagnenorganisation Campact, so der Moderator des Workshops, trage ihren Teil dazu bei.

In dem Workshop sprach auch die österreichische ÖVP-Abgeordnete Gudrun Kugler, deren Mann der ehemalige Sprecher der ultrakonservativen katholischen Laienorganisation Opus Dei ist. Sie sehe einen „Niedergang der christlichen Bewegungen in Europa“, konstatierte Kugler in Moldau. Derzeit sei es in Europa „fast unmöglich“, eine Politik „pro life“ zu machen – denn „der Westen“, sagte sie, höre einfach nicht zu.

Proteste gegen den Kongress gab es – anders als in den vergangen Jahren – nicht.

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