Anti-Doping-Agentur ringt um Geld: Gehemmte Dopingjäger

Der Kampf gegen Doping steckt in Deutschland in der Krise. Weil Unternehmen sich kaum beteiligen, bleibt die Arbeit der Anti-Doping-Agentur nur Stückwerk.

Deutsche Anti-Doping-Jäger (ohne Firmensponsoring) halfen kaum mit, als Radsportler Ullrich aufflog. Bild: dpa

BERLIN taz | Es sind nicht nur unappetitliche Körperflüssigkeiten wie Urin oder Blut, mit denen sich die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) so beschäftigt. Um gegen Dopingsünder im Leistungssport vorgehen zu können, muss sie immer wieder auch „dicke Bretter bohren“, wie die Vorstandschefin Andrea Gotzmann am Mittwoch erklärte.

Dicke Bretter beim Deutschen Fußball-Verband, um effektivere Kontrollen durch die Einführung von Bluttests in den Profiligen durchzusetzen. Bei der Politik, um Löcher im Etat zu stopfen. Und bei der Wirtschaft, damit die Unternehmen sich künftig mit möglichst viel Geld an der kostspieligen Suche nach gedopten Athleten beteiligen.

Nach außen gibt sich das Dreiergespann aus Sport, Politik und Wirtschaft aufklärungswillig. Geht es aber darum, den derzeit rund fünf Millionen Euro großen Jahresetat der Agentur zu stemmen, spielen sie auf Zeit. So kann die Nada bisher nur von Jahr zu Jahr planen, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Georg Näder bei der Präsentation des Jahresberichts 2012 beklagte.

Besonders bei der Sponsorensuche aus den Reihen der Unternehmen hake es. Einzig der Sportartikelhersteller Adidas unterstützt die Nada finanziell. Auch die Regierungen in den Bundesländern, die sich bei sportlichen Erfolgen gerne mit ihren Athleten schmücken, hätten eine schlechte Zahlungsmoral.

Ab 2014 müsse eine längerfristige Planung möglich sein, fordert Näder, der das Modell mit den drei Teilhabern im vergangenen Jahr noch euphorisch verteidigt hatte. Als Alternative bringt er das Staatsmodell ins Spiel, bei dem die Politik der einzige Geldgeber ist. In den Vereinigten Staaten hat sich diese Konstellation bewährt. Die dortige Anti-Doping-Agentur Usada schaffte es, den einst siebenmaligen Tour-de-France-Gewinner Lance Armstrong mit einem 1.000 Seiten starken Bericht als systematischen Doper zu entlarven ­ und ihn damit auf den Beichtstuhl zu treiben.

Überschaubare Erfolge

Die Erfolge der Nada sind dagegen bislang überschaubar. Der Tourgewinner von 1997, Jan Ullrich, flog ohne größere Mithilfe der deutschen Dopingjäger auf. Auch bei der Enttarnung der einstigen deutschen Topfahrer Stefan Schumacher und Patrik Sinkewitz spielte die Nada eine Nebenrolle. Eine schlechte Figur machte sie zudem bei der Erfurter Doping-Affäre im Jahr 2012, als bekannt wurde, dass der umstrittene Mediziner Andreas Franke das Blut von Athleten mit UV-Strahlen behandelt und reinjiziert hatte.

Doch trotz aller Schwierigkeiten ist die Agentur stolz auf die Bilanz des vergangenen Jahres. Insgesamt deckte sie 97 Verstöße gegen die Anti-Doping-Regularien auf. 64 Mal lagen positive Analyseergebnisse vor, 22 Mal wurde Athleten der Gebrauch oder der versuchte Gebrauch unerlaubter Substanzen oder Methoden zur Last gelegt. In acht Fällen wurde eine Probe verweigert, in drei Fällen stellten sich Sportler mindestens dreimal nicht der Kontrolle.

Allerdings hatte das nur in 22 Fällen negative Konsequenzen. Mehr als 20 Verfahren wurden etwa eingestellt, weil Athleten medizinische Gründe für die Einnahme der beanstandeten Mittel nachweisen konnten. Denn auch hier sind der Kompetenz der Nada enge Grenzen gesetzt. Immer wenn ein Athlet mit einem gültigen Attest winkt, etwa bei Asthmasprays, dürfen ihn die deutschen Dopingjäger nicht bestrafen.

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