André Schürrle zum FC Chelsea?: Der destruktive Tempodribbler

Der Fußballer André Schürrle stagniert in seiner Entwicklung. Bei seinem Arbeitgeber Leverkusen sieht man einem möglichen Wechsel deswegen gelassen entgegen.

Dass André Schürrle gerne nach London gehen würde, hat er aber nie verschwiegen. Bild: dpa

LEVERKUSEN taz | Dass André Schürrle schnell laufen kann, ist keine Neuigkeit, an guten Tagen sprintet der Angreifer von Bayer Leverkusen den besten Verteidigern der Welt davon und manchmal krönt er seine Spurts mit wunderbaren Toren. Am Samstag nach dem 1:1 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg demonstrierte er, dass er auch ziemlich schnell gehen kann.

Es standen Fragen im Raum, als Schürrle aus der Kabine kam. Wie konnte der Werksklubs dieses Spiel trotz früher Führung und zahlloser Chancen noch aus der Hand geben? Und: Wie steht es um die Zukunftspläne des 22-Jährigen, über den verschiedene Zeitungen berichtet hatten, sein Wechsel zum FC Chelsea sei „fast perfekt“? Schürrle schritt schneller davon, als andere rennen können.

Also musste andere sprechen. Trainer Sascha Lewandowski zum Beispiel, der dieser Tage den Eindruck erweckt, als würde er ebenfalls gerne wortlos davonrennen, weil er stets gefragt wird, ob er seinen Job fortsetzt. Wobei eigentlich alle wissen, dass er zurück in die Jugendabteilung gehen wird. Aber das war an diesem Tag nicht das Thema.

Vielmehr ging es um Schürrle, der zum 1:0 getroffen hatte (12.) und um den verschwenderischen Umgang der Leverkusener mit hervorragenden Chancen in der ersten Halbzeit, an dem Schürrle beteiligt war. Schürrle habe wie die gesamte Mannschaft „in der Anfangsphase vieles gut gemacht, in der Schlussphase auch“, sagte der Lewandowski, zwischendurch sei er aber wie seine Teamkollegen „ein bisschen zu passiv“ gewesen. Das sei entscheidend und nicht das, „was in der nächsten Saison kommt oder in drei Jahren“.

Verkauf war schon im letzten Sommer ein Thema

Andere im Klub interessieren sich aber schon für die Zukunft Schürrles. „Dass wir überlegen, gehört zum Geschäft“, sagte beispielsweise Rudi Völler. Der Sportchef deutete an, dass er sich schon im vorigen Sommer mit einem Verkauf Schürrles befasst hätte, wenn das Angebot des FC Chelsea nicht erst so spät eingetroffen wäre. Damals war es unmöglich, die gebotenen Millionen (angeblich 25) innerhalb weniger Tage in einen adäquate Ersatz zu investieren. „In diesem Jahr“, sagt Völler, „werden wir sehen, ob es Alternativen gibt.“

Schürrle blieb zwar stumm, dass er gerne nach London gehen würde, hat er aber nie verschwiegen. „Poldi und Per Mertesacker schwärmen mir unheimlich vor, wie wohl sie sich fühlen und wie viele super Kollegen sie haben. Da gibt es fast nur positive Worte.“

Auch in Leverkusen scheinen sie Gefallen an dem Gedanken zu finden, dass der FC Chelsea den derzeit an Werder Bremen ausgeliehen Kevin de Bruyne und einen zweistelligen Millionenbetrag für Schürrle an den Werksklub übergibt. Denn so durchwachsen wie seine Leistung gegen Wolfsburg war, so ambivalent ist das Gesamtbild, das Schürrle bislang am Rhein abgab. Zwar erhöhte er zuletzt seine Trefferquote auf neun Tore, aber seine riskante Spielweise trägt ein destruktives Element in sich.

Wenn Schürrles Tempodribblings gelingen und er noch einen Abschluss hinbekommt, sind Potenziale zu sehen, über die nur wenige Spieler verfügen, viel zu oft enden aussichtsreiche Angriffsversuche aber, weil er den richtigen Moment für ein Abspiel verpasst. Oder weil er zu schnell die Ballkontrolle verliert. Joachim Löw weiß genau, warum er Schürrle nur noch sporadisch in seinem Nationalteam einsetzt. Die Balance stimmt einfach nicht, und in Leverkusen ist – wenn nicht alles täuscht – der Glaube verloren gegangen, daran wirklich noch etwas ändern zu können.

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