Aktuelle Lage in Fukushima: Aufräumen zwischen Strahlen

In Fukushima werden die Arbeiten immer noch von schwerer Strahlung behindert. Gleichzeitig wurde erstmals Strontium im Boden gefunden.

Japanische Kinder in der Provinz Chiba, südlich von Fukushima. Bild: dpa

BERLIN taz | Zwei Monate nach dem Beginn der Reaktorkatastophe von Fukushima machen die Aufräumarbeiten an den havarierten Reaktorblöcken langsame Fortschritte. Arbeiter installieren in Reaktor 1 ein Filtersystem und pumpen radioaktives Wasser ab. Doch für die Schuttbeseitigung rund um die expodierten Gebäudehüllen werden ferngesteuerte Maschinen eingesetzt. Denn die Strahlung in und an den Reaktorgebäuden ist in manchen Abschnitten nach neuesten Messungen immer noch sehr gefährlich.

Die Betreiberfirma Tepco veröffentlichte am Montag zwei Fotos von Arbeitern in Block 1, die dort ein neues Kühlsystem für den Reaktor vorbereiten sollen. Die Strahlenbelastung im Innern des Gebäudes lag demnach zwischen 40 und 100 Millisievert pro Stunde. 250 Millisivert sind die bereits hochgesetzte Dosis, die ein Arbeiter insgesamt bei seinem Einsatz abbekommen darf. Die japanische Atomsicherheitsbehörde Nisa hat deshalb nach Informationen des TV-Senders NHK gefordert, es müsse ein Weg gefunden werden, die Arbeiter vor der Strahlung zu schützen. Gleichzeitig veröffentlichte sie am Montag Zahlen, nach denen die Strahlenbelastung an manchen Stellen bei 700 Millisievert lag.

Auch direkt außerhalb der Reaktoren lauert Gefahr. Tepco hat erklärt, zum ersten Mal seit dem Unfall sei rund um die Reaktorblöcke radioaktives Strontium gefunden worden. Bis zu 570 Becquerel Strontium 90 wurden in Bodenproben nachgewiesen, die bereits am 18.April gezogen wurden. Damit liegen die Werte 130mal höher als vor der Katastrophe, berichtet NHK.

Strontium kann sich im Körper anreichern

Strontium gilt als gefährlich, weil es sich ähnlich wie Cäsium im menschlichen Körper anlagern kann. Es hat eine Halbwertszeit von 28 Jahren. Gefährlich wird der Stoff, wenn der Wind ihn verteilt und er über die Lunge in den Körper aufgenommen wird. Arbeiter mit Atemmasken sind grundsätzlich geschützt, hieß es.

Dennoch setzt Tepco seine Anstrengungen fort, den Boden rund um die Blöcke zu versiegeln: Ferngesteuerte Maschinen haben nach Informationen der deutschen "Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit" (GRS) inzwischen tausende von Quadratmetern auf dem Betreibsgelände mit einem Klebemittel besprüht, um die strahlenden Partikel am Boden festzukleben und sie nicht vom Wind verwehen zu lassen.

Erste nähere Informationen gibt es inzwischen auch über das Brennelementebecken an Block 4, das in den letzten Tagen jeweils mit 120-180 Tonnen Wasser über eine mobile Pumpe aufgefüllt werden musste. Mittels einer Kamera am Pumpenarm haben die Tepco-Ingenieure ausgemacht, dass die Brennelemente nicht so schwer beschädigt sind wie gedacht. Allerdings brodelt das Wasser um die Elemente bei 84 Grad und wirft Blasen. Auch hier gibt es nach wie vor noch keinen richtigen Kühlkreislauf.

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