Abschied von St.-Pauli-Trainer: Tränen am Millerntor

FC St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski verkündete in einer bewegenden Pressekonferenz seinen Abschied vom Verein.

Verlässt den St. Pauli mit unbekanntem Ziel: Trainer Holger Stanislawski Bild: dpa

HAMBURG taz | Der Presseraum des FC St. Pauli ist der jüngste der Bundesliga, aber so viele Tränen haben wahrscheinlich alle anderen zusammen noch nicht gesehen. Sie flossen am Mittwoch zwischen 13 und 14 Uhr, als Trainer Holger Stanislawski verkündete, dass er in der kommenden Saison einen anderen Verein trainieren wird.

"So viele Leute hätte ich mir zur normalen Pressekonferenz vor einem Spieltag gewünscht", begrüßte Stanislawski die Besucher im überfüllten Raum.

Es blieb der letzte lockere Spruch bis zum Ende der Rede, während der sich die Augen vieler Anwesender immer mehr mit Wasser füllten. Es war eben alles andere als eine normale Pressekonferenz - es war eine Trauerfeier.

Die Nachricht war überschaubar - weder sagte Stanislawski, wo er in Zukunft arbeiten wird, noch wollte Sportdirektor Helmut Schulte sich zu möglichen Nachfolgern äußern. Aber die Art und Weise, wie "Stani" eine halbe Stunde lang, immer wieder stockend auf seine 18 Jahre beim FC St. Pauli zurückblickte, strahlte gegenseitigen Respekt, Ehrlichkeit und aufrichtige Emotionalität aus, wie sie im Fußball-Geschäft selten zu finden sind.

Der Noch-Trainer fasste seinen Rückblick in dem Wort "intensiv" zusammen, bevor er den entscheidenden Satz sagte: "Die Kraft ist weg, die Energie ist weg, die Batterie ist leer." Er könne die Schlachten der letzten Jahre nicht noch einmal schlagen und unter den gegebenen Bedingungen nicht mehr so arbeiten, dass er sich und dem Verein gerecht werde.

"Ich habe in den letzten Monaten viel über Menschen, Charaktere und Abschied gelernt", sagte er in Erinnerung an seine kürzlich verstorbene Mutter. "Auch jetzt verliere ich wieder ein Stück Familie." Präsident Stefan Orth, der Stanislawski in den letzten Tagen noch ein Angebot gemacht hat, dankte dem scheidenden Trainer für seine "Liebe und Leidenschaft". Sportdirektor Helmut Schulte sagte: "Unser Frontmann geht."

Stanislawski ließ offen, ob er er seine beiden Assistenten Andrè Trulsen und KaPe Nemet zu seinem nächsten Verein mitnimmt, deutete aber an, dass er sich darum bemüht. Presseberichten zu Folge wird er zu 1899 Hoffenheim wechseln. Als sein Nachfolger beim FC St. Pauli ist Mike Büskens im Gespräch.

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