25 Jahre taz Genossenschaft: Vielen Dank!

ChefredakteurInnen aus 25 Jahren taz Genossenschaft gratulieren zum Jubiläum.

25 Jahre unterstützt die taz Genossenschaft die Arbeit der taz Redaktion, in dem sie Projekte fördert und denen, die die Zeitung machen, den Rücken frei hält.

Chefredaktion, 1992 bis 1994 Bild: Anja Weber

Michael Sontheimer Bevor ich Anfang 1992 wieder bei der taz anfing, als erster Chefredakteur, zischte mir Götz Aly zu, der wie die Mehrheit der Redaktion die taz an einen Verlag verkaufen wollte: „Du Verräter“. Heute bin ich mit Götz befreundet und er hat längst eingeräumt, dass es die taz nicht mehr gäbe, wenn damals die Genossenschaft nicht gegründet worden wäre.

 

Chefredaktion, 1992 bis 1994 Bild: Barbara Dietl

Elke Schmitter Genossenschaft oder Investor? Das war das große Spiel mit dem Schicksal vor 25 Jahren. Zwei Lose in der Black Box, zwei unterschiedliche Arten des Vertrauens: Auf den großen Unbekannten, die fantasierte gütige Vaterfigur, den mäzenatischen Verleger? Oder auf die Gruppe, die sich erst bildet, indem sie einem gemeinsamen Interesse folgt (das kein Profitinteresse ist)? Die taz hat sich für etwas entschieden, das seit einigen Jahren den Namen „Schwarmintelligenz“ trägt. Man kann es aber auch Genossenschaft nennen. Für alle Beteiligten gilt: eine gute Entscheidung!

stellv. Chefredakteur, 1992 bis 1994 Bild: M. Königschulte

Jürgen Gottschlich Die Genossenschaft, sie begann für die erste Chefredaktion nach Gründung, wie das Jahr zuvor aufgehört hatte: mit einer Sparrunde. Doch erstmals gab es einen Silberstreif am Horizont. Statt der immer neuen Rettungskampagnen keimte die Hoffnung auf ein neues Fundament. Dass dieses Fundament so stark werden würde, hatte anfangs niemand auf dem Schirm. Es war die wichtigste Weichenstellung nach der Gründung 1978.

Chefredaktion, 1995 bis 1996 Bild: Joachim E. Roettgers

Arno Luik Dass wir zu Weihnachten 1995 eine Genussbeilage machten, „satt und selig“ hieß sie, fanden viele Genossinnen und Genossen nicht so richtig gut. Für manche war es eine Provokation. Zu dekadent. Zu wenig tazig. Aber dann ermöglichten die Genossen und Genossinnen doch das fast Unmögliche – und genossen es.

 

Chefredaktion, 1995 bis 1996 Bild: Privat

Norbert Thomma Der Begriff „Genossen“ ist kontaminiert. Zu viel KPD, KBW, SEW, Genosse Erich Honecker … Selbst in Reden auf dem SPD-Parteitag sagen sie inzwischen „Liebe Freundinnen und Freunde“. Nur in der ökonomisch-juristischen Konstruktion der Genossenschaft leben die Genossinnen und Genossen fort und retten eine Zeitung. Eine hübsche Pointe der linken Geschichte.

 

Chefredakteurin, 1996 bis 1999 Bild: Barbara Dietl

Klaudia Wick 1997: Die Idee zu einem Wochenend-Magazin hatten schon viele vor uns gehabt. Aber mangels Finanzierung war es immer bei der Idee geblieben. Das Geld fürs taz.mag kam von der Genossenschaft, so waren die Mitglieder praktisch die Blattmacher.

 

Chefredakteur von 1996 bis 1999 Bild: Dietmar Gust

 

Michael Rediske Als andere Zeitungen begannen, sich um Bildung einer Leser-Community zu kümmern, hatte die taz das längst geschafft. An ihrem Anfang stand die emotionale Identifikation mit den neuen sozialen Bewegungen der siebziger Jahre. Die taz-Community wuchs dann weit darüber hinaus - auch durch die Genossenschaft. Ein brauchbares Modell für andere Tageszeitungen ist die Genossenschaft deshalb aber nicht. Warum? Weil keine andere Tageszeitung eine solch leidenschaftliche Leserschaft hat."

stellv. Chefredakteur, 1996 bis 1998 Bild: Anja Weber

Hermann-Josef Tenhagen Als ich vor 25 Jahren als Jungredakteur der taz über die Zukunft unserer Zeitung diskutierte, war Genossenschaft nicht gerade die erste Option, die mir einfiel. Genossenschaft. Ich kannte die nur von den Milchbauern (ich komme vom Bauernhof) und für mich stand Genossenschaft damals für ehrenamtlichen Klüngel von Bauern, die zur Sitzung mit Korn. Bier und Schinkenschnittchen begrüßt wurden, und Vorständen, die aus Milch Milchpulver machten und Subventionen abgriffen. Meine Lernkurve war dann steil. Ich lernte: Genossenschaften machen Kleines groß und Große klein, weiter so, taz!

Chefredakteurin, 1998 bis 2009 Bild: Gaby Gerster/laif

Bascha Mika Elf Jahre taz-Chefredaktion, elf Generalversammlungen der Genossenschaft im September. Immer war es wichtig für die Zeitung, manchmal sogar überlebensnotwendig, was die Diskussion brachte. Doch das war nicht der Grund, warum mir diese Tage unvergesslich geblieben sind. Es war das Vertrauen, die Wertschätzung, die mich die GenossInnen haben spüren lassen. Und wenn dann wieder jemand von „meiner Chefredakteurin“ sprach, war ich stolz, dass sie mich ganz selbstverständlich vereinnahmten.

stellv. Chefredakteur Bild: Wolfgang Borrs

Peter Unfried 2000: In einer Geldkrise erklären der Dalai Lama und der Harald Schmidt freundlichst: „taz muss sein.“ Aber die taz Genossenschaft legt 1,2 Millionen Mark auf den Tisch, damit die taz weiterhin IST. Das war der Moment, in dem ich kapierte, wer wir sind und was uns stark macht.

 

 

stellv. Chefredakteur, 2004 bis 2014 Bild: taz

Reiner Metzger Der Verteiler ist die Message: Großprojekte und die taz-Geno – selbstverständlich. Aber die Geno lieferte auch viele stete Tropfen. Abertausende Menschen erreicht mit einer einzigen Mail an den sagenumwobenen Geno-Verteiler, und der Rücklauf kommt: Leserumfrage, Spendenaufrufe, Veranstaltungen außerhalb Berlins, spezielles Know-how von Atomtechnik bis Führungscoaching, alles prompt geliefert und mit Adresse.

Chefredakteurin, 2009 bis 2015 Bild: DeutschWelle

Ines Pohl Zum 20. Geburtstag wurde die taz von den GenossInnen freundlich übernommen. Das Blattmachen wurde ein Fest der gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung und hat der Redaktion ganz viel Kraft und Mut geschenkt. Und zur Genoversammlung haben wir in diesem Jubiläumsjahr internationale genossenschaftlich organisierte MedienvertreterInnen eingeladen und ihre Arbeit finanziell unterstützt. Weil wir tazler eben nicht nur gerne feiern, sondern auch das Teilen dazugehört.

stellv. Chefredakteurin, 2011 bis 2014 Bild: Anja Weber

Sabine am Orde taz Genossenschaft heißt journalistische Unabhängigkeit. Und auch: Menschen treffen, die deutlich machen, wie richtig und wichtig es ist, was wir tun. Auch wenn sie im Detail nicht mit allem einverstanden sind. Das ist eine ungeheure Motivation.

 

 

Chefredakteur seit 2015 Bild: Anja Weber

Georg Löwisch 2017: Die Redaktion macht nicht mehr nur eine gedruckte Zeitung. Sie spielt auf vielen unterschiedlichen Kanälen von taz.de über die taz.app, die taz am wochenende bis zur journalistischen Veranstaltung im taz Café. Wer in derart politischen Zeiten so viele Aufgaben bewältigen muss, braucht Rückhalt: die Genossenschaft.

 

stellv. Chefredakteurin seit 2016 Bild: David Oliveira

Barbara Junge 2016: Pressefreiheit entwickelt sich in der Türkei zu einem Wort aus der Vergangenheit. Alle beobachten es, die taz will handeln. Innerhalb nur weniger Wochen dann geht ein deutschtürkisches Portal für Journalisten und Journalistinnen in der Türkei und aus der Türkei online, taz.gazete. Das war nur möglich, weil wir wissen, was wir an unseren Genossinnen und Genossen haben, sie spenden in nur wenigen Wochen 120.000 Euro. Ohne die Genossenschaft gäbe es ein großes Stück weniger Pressefreiheit.

stellv. Chefredakteurin seit 2016 Bild: David Oliveira

Katrin Gottschalk Als ich vor einem Jahr in die Chefredaktion kam, vernahm ich zahlreiche Flüche in den Fluren der taz. Grund: das 2015 eingeführte neue Redaktionssystem. Mittlerweile glätten sich die Wogen – dieser Schritt war nötig. Ich bin den Genoss*innen dankbar, dass wir mit ihrer finanziellen Unterstützung nun die technische Basis für zukünftige Arbeitsabläufe haben – erst online, später gedruckt.