10 Jahre Panter Stiftung: Willkommen im Club

Gegründet wurde der Mittwochsclub, damit angehende Journalist*innen mehr über ihre Arbeit reflektieren.

Enthüllungsjournalist Günter Wallraff im Gespräch mit Michael Sontheimer Bild: Phillip Reiss

von Michael Sontheimer

Der Mittwochsclub hatte seine magischen Momente. Als Günter Wallraff im Dezember 2014 im Konferenzraum der taz in der Rudi-Dutschke-Straße sprach, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Über hundert angehende Journalist*innen hingen dem bekanntesten Enthüllungsreporter Deutschlands an den Lippen.

Unprätentiös wie er ist, berichtete Wallraff, wie er wurde, was er ist; was ihn als jungen Mann empörte; wie er seine Recherche-Methode entwickelte und als Türke Ali inkognito monatelang Drecksjobs erledigte. Oder sich als Hans Esser zwei Monate lang in die Redaktion der Bild-Zeitung in Hannover einschlich.

Doch nicht nur ältere Männer waren beim Mittwochsclub der taz Panter Stiftung zu Gast, sondern auch jüngere Frauen; vom feministischen Missy Magazin beispielsweise, von journalistischen Neugründungen im Netz, wie Krautreporter oder Perspective Daily.

Gegründet haben wir den Mittwochsclub, weil wir aus eigener Erfahrung wussten, dass Journalist*innen viel zu wenig über die Grundlagen ihrer Arbeit nachdenken, über deren ethische Dimension und ihre eigene Funktion in der Mediengesellschaft.

Im Sommer 2010 hatten sich das Kuratorium und die Mitarbeitenden der taz Panter Stiftung für einen Tag auf dem Land in Brandenburg versammelt. Unter Ahorn und Holunder sprachen wir über neue Projekte. Wenn ich mich richtig erinnere, kam der Vorschlag, angehende Journalist*innen regelmäßig zu Diskussionen mit interessanten Gästen einzuladen, von Thilo Knott, der schon lange nicht mehr für die taz arbeitet. Den Namen steuerte ich bei und moderierte dann auch sieben Jahre lang diese Veranstaltungen. Jeden zweiten Mittwoch im Monat ein interessanter Gast im taz-Konferenzraum; anschließend ein paar Drinks, Salzgebäck und angeregte Gespräche.

Auf die Mischung kam es an

Zunächst luden wir die Volontär*innen der Berliner Zeitungen ein – mit Ausnahme der des Springerverlags. Carolin Emcke sprach über Reportagen aus Krisengebieten. Wieder hätte man eine fallende Stecknadel hören können.

Auf die Mischung kam es an: Wir hatten MitarbeiterInnen von großen Zeitungen zu Gast, beispielsweise die Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, aber auch Sarah Harrison von WikiLeaks und Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club.

Nach den islamistischen Attacken auf Charlie Hebdo debattierten wir, ob Satire wirklich alles darf, wie Kurt Tucholsky es gefordert hatte. Als die Rechten sich mit dem Label Pegida erhoben, diskutierten wir, wie Journalist*innen über Anhänger rassistischen, antidemokatischen Denkens berichten sollten.

Die Volontär*innen, angehenden Journalist*innen und Interessierten fragten gewöhnlich kritisch nach, es wurde kontrovers diskutiert, zum Nutzen aller Beteiligten.

Anfang diesen Jahres haben wir erst mal eine große Pause eingelegt – aber der Mittwochsclub wird wiederkommen; für noch ein paar magische Momente.

Dieser Beitrag stammt aus der Publikation 10 Jahre taz Panter Stiftung.