Atommülltransport nach Russland: Castor rollt ohne Vor-Ort-Prüfung

Das Umweltministerium will die Sicherheit der russischen Anlage Majak, in die deutscher Atommüll gebracht werden soll, nun doch nicht vor Ort überprüfen. Damit könnte der Castor schon bald starten.

Jetzt geht's los! Aber diesmal nicht ins Wendland. Bild: dapd

BERLIN taz | Kehrtwende im Bundesumweltministerium: Anders als angekündigt soll über den Atommülltransport ins russische Atomzentrum Majak nun doch entschieden werden, ohne dass sich zuvor Mitarbeiter des Ministeriums vor Ort über die Sicherheit informiert haben. "Eine solche Prüfung ist nicht mehr vorgesehen", sagte eine Sprecherin der taz. Damit steigen die Chancen, dass der erste Transport noch in diesem Jahr stattfinden kann.

Den geplanten Transport von 18 Castor-Behältern, die Brennelemente aus dem DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf enthalten, hatten deutsche und russische Umweltverbände scharf kritisiert. "Atommüll in ein Land zu schicken, das radioaktive Abfälle einfach unter die Erde pumpt, ist wahnwitzig", sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer. Das Gebiet um Majak gilt als die am stärksten radioaktiv belastete Region der Welt.

Nach der breiten Kritik hatte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) angekündigt, das Ministerium werde sich "vor Ort" über die Sicherheit der russischen Anlage informieren. Gründe für den Rückzieher nannte das Ministerium nicht. Möglicherweise spielt der enge Zeitplan eine Rolle: Aufgrund internationaler Verträge muss der erste Transport aus Deutschland nach Russland noch in diesem Jahr erfolgen.

Der genaue Termin ist unklar. Atomkraftgegner im nordrhein-westfälischen Ahaus gehen aufgrund einer Urlaubssperre der Polizei davon aus, dass er am 15. und 16. Dezember stattfinden wird. Für dieses Datum wird allerdings auch ein Castor-Transport aus Frankreich ins Zwischenlager Lubmin bei Greifswald erwartet.

Gegen diesen kündigten Anti-Atom-Gruppen am Montag breite Proteste an. Am Samstag, dem 11. Dezember, werden in Greifswald mehrere tausend Menschen zu einer Demonstration erwartet. Auch die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, die sonst die Proteste gegen Gorleben organisiert, hat Unterstützung angekündigt. An den Transporttagen sind Blockaden geplant.

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