33. Spieltag Fußball-Bundesliga: Stanislawskis bitterer Abgang

Mit der höchsten Niederlage seiner Bundesliga-Geschichte hat der FC St. Pauli den Abstieg besiegelt. Unter einem neuen Trainer beginnt die Planung für die 2. Liga.

St.Pauli steigt ab, er bleibt der 1. Bundesliga treu: Holger Stanislawski. Bild: reuters

HAMBURG taz "Ein Stich ins Herz" sei das, grantelte ein deprimierter Holger Stanislawski nach seinem letzten Auftritt vor heimischer Kulisse und verweigerte jeden Kommentar zur Leistung seiner Mannschaft: "Ich würde sonst in einer Minute alles Positive kaputt machen, was ich hier seit 1993 erlebt habe."

Zuvor hatte das Team des scheidenden Pauli-Urgesteins im Abschiedsspiel gegen den FC Bayern die 18 Jahre, die Stanislawski am Millerntor verbracht hatte, auch bildlich auf die Anzeigetafel gebracht: 1:8 lautete das Endergebnis gegen die Münchener, die nun zumindest die Champions-League-Play-offs erreicht haben. Das 1:8 war die höchste Hamburger Bundesliga-Heimniederlage aller Zeiten, und es war das erste Mal, dass den Bayern in einem fremden Bundesligastadion acht Buden gelangen.

Dabei war alles gerichtet gewesen für ein Abschiedsfest. Viele der 25.000 Zuschauer hatten Transparente gemalt, die die Trennungszeremonie mal weinerlich - "Wir haben alle eine Fliege im Auge" -, mal huldigend - "Danke, Stani! -, mal zukunftsgerichtet - "Junge, komm bald wieder", und dann wieder ironisch - "Hoffenheim ist auch keine Lösung!" - angingen.

SPIELE

Stuttgart - Hannover 2:1 (0:0)

Tore: 1:0 Hajnal (58.), 2:0 Okazaki (61.), 2:1 Stindl (66.)

Frankfurt - Köln 0:2 (0:1)

Tore: 0:1 Chihi (24.), 0:2 Podolski (90.+3/Foulelfmeter)

M'gladbach - Freiburg 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Hanke (80.), 2:0 Reus (82.)

Leverkusen - HSV 1:1 (0:1)

Tore: 0:1 Westermann (2.), 1:1 Kießling (54.)

Wolfsburg - Kaiserslautern 1:2 (1:2)

Tore: 1:0 Mandzukic (6.), 1:1 Lakic (25.), 1:2 Amedick (44.)

Nürnberg - Hoffenheim 1:2 (1:1)

Tore: 1:0 Wollscheid (16.), 1:1 Roberto Firmino (40.), 1:2 Sigurdsson (86.)

Bremen - Dortmund 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Silvestre (6.), 2:0 Pizarro (64.)

Schalke - Mainz 1:3 (0:0)

Tore: 1:0 Huntelaar (47.), 1:1 Schürrle (52.), 1:2 Holtby (81.), 1:3 Noveski (85.)

St. Pauli - Bayern 1:8 (0:2)

Tore: 0:1 Gomez (10.), 0:2 van Buyten (32.), 0:3 Gomez (52.), 0:4 Müller (54.), 0:5 Ribéry (75.), 1:5 Eger (78.), 1:6 Robben (84.), 1:7 Gomez (87.), 1:8 Ribéry (88.)

***

TABELLE (Tore/Pkte)

1. Dortmund 64:21 72

2. Leverkusen 63:44 65

3. Bayern 79:39 62

4. Hannover 46:44 57

5. Mainz 50:38 55

6. Nürnberg 46:42 47

7. HSV 45:51 44

8. Freiburg 41:49 44

9. Hoffenheim 49:47 43

10. K'lautern 45:49 43

11. Stuttgart 59:57 42

12. Bremen 45:58 41

13. Köln 45:61 41

14. Schalke 37:42 40

15. Wolfsburg 40:47 35

16. M'gladbach 47:64 35

17. Frankfurt 30:46 34

18. St. Pauli 34:66 29

Und obwohl auch die endgültige Beerdigung der Bundesligazugehörigkeit an diesem sonnigen Nachmittag stattfand, war die Stimmung nicht totzukriegen. Trotz desaströser Leistung wurde das Team gefeiert, "Stani" nach der Partie stürmisch verabschiedet. "Jede andere Bundesligist und jeder andere Trainer wäre nach so einem Spiel aus dem Stadion geprügelt worden", zollte Bayern-Übungsleiter Andries Jonker der Leidensfähigkeit des Publikums Respekt, und der Scheidende kam nicht ganz ohne Pathos aus: "Ich wünsche vielen Menschen, dass sie so etwas einmal erleben dürfen." Ein Coach im 007-Martini-Feeling: gerührt vom Publikum, geschüttelt von den Leistungen seines Teams.

Das hatte 90 Minuten lang veranschaulicht, warum es zum Klassenerhalt nicht reicht. Verteidiger Markus Thorandt legte bereits nach zehn Minuten Mario Gomez kunstvoll den Ball mit der Brust zum Führungstreffer vor, und der seit fünf Spielen währenden Serie, mindestens einen Eckballtreffer zu kassieren, war bereits nach 32 Minuten Bestand verliehen - Daniel von Buyten durfte ungehindert zum 0:2-Halbzeitstand einköpfen.

Kurz nach der Pause stellte dann die Hamburger Verteidigung die Arbeit vollends ein. Als St. Paulis Marcel Eger beim Stand von 0:5 das erste und wohl auch das letzte Bundesliga-Tor seiner Laufbahn schoss, prophezeite der Stadionsprecher "den Beginn einer wunderbaren Aufholjagd" - die allerdings wurde von drei weiteren Treffern der spielfreudigen Bayern innerhalb von vier Minuten jäh gestoppt.

Trotz solcher Auflösungserscheinungen bleibt Stanislawski Optimist. "Meine Mannschaft wird beim Finale in Mainz alles geben", verspricht der Coach und ergänzt nach kurzer Kunstpause: "… um nicht zweistellig zu verlieren."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.