Kim Clijsters gewinnt erneut in New York: Mama schlägt in Bestform auf

Bei den US-Open verteidigt Kim Clijsters gegen eine unterlegene Wera Swonarewa ihren Titel im Rekordtempo. Und das obwohl der Sport bei ihr keine Priorität mehr genießt.

Dreimal hat Kim Clijsters das Finale der US Open gewonnen - zweimal davon nach der Geburt ihrer Tochter Jada. Bild: dpa

Also eines steht fest: Jada interessiert sich kein bisschen für Pokale. Ein paar Mal hielt Kim Clijsters ihrer Tochter den Pokal hin, aber die mochte das sperrige Ding nicht anfassen. Am meisten Spaß hatte Jada auch diesmal dabei, sich selbst auf der großen Videowand zu sehen, wie in einem gigantischen Spiegel. Noch hat sie keine Ahnung, was man tun muss, um so einen Pokal zu bekommen, und die Mama denkt nicht daran, es ihr zu erklären.

Es ist offensichtlich, wie die Prioritäten in diesem Fall liegen. Zuerst kommt Jada, dann eine ganze Weile nichts, dann erst Tennis. Was nicht heißt, dass Kim Clijsters mehr tun könnte für ihren Job. Für Wera Swonarewa war es Samstagabend im Finale mehr als genug. Weil die Titelverteidigerin dermaßen dominant spielte, dauerte dieses Finale eine Minute (6:2, 6:1) weniger als eine Stunde; in dieser Zeit erledigte Jada auf der Tribüne eine Scheibe Melone und einen Lolli. Am Ende trug sie zwei Uhren am Handgelenk, als wollte sie sagen: Reicht jetzt, nach Hause gehen.

Das dachte Wera Swonarewa zwischendurch manchmal auch. Mit zunehmendem Frust wurde ihr klar, dass sie an diesem Tag nicht schnell genug auf den Beinen war, um Clijsters Tempo mitzugehen. Natürlich setzte ihr die zweite Niederlage in einem großen Finale nur zwei Monate nach der ersten von Wimbledon zu. Nein, mit Nervosität habe das nichts zu tun gehabt, meinte sie hinterher, der Körper habe einfach nicht so funktioniert, wie sie es gern gehabt hätte. Wozu dieser Körper in der Lage ist, das sah man allerdings bei einem artistischen Zwischenspiel Ende des ersten Satzes. Da saß sie nach dem vergeblichen Versuch, den Ball zu erreichen, fast im Spagat auf dem blauen Boden und schaffte es in dieser wackligen Position, den Schläger in einem kleinen Wutanfall zu demolieren.

Wie gesagt, nur eine kleine Wut, kein Vergleich mit früheren Ausbrüchen. Wera Swonarewa weiß inzwischen besser mit sich und dem Wirbelsturm ihrer Gefühle umzugehen, und wie man ein Grand-Slam-Finale gewinnt, das wird sie sicher auch rausfinden, schlau, wie sie ist. Kim Clijsters ist davon jedenfalls überzeugt. "Ein bisschen Erfahrung hilft definitiv", meinte sie und wandte sich mit einem Lächeln an die Gegnerin, "ich hab am Anfang auch verloren. Mach weiter, Wera, es wird passieren." Sie weiß gut, wovon sie spricht. Als sie vor sieben Jahren im Arthur Ashe Stadium im Finale gegen Justine Henin verlor, war es ihre dritte Niederlage im Finale eines Grand-Slam-Turniers, die vierte folgte wenige Monate später in Australien. Sie sei zu nett, um einen großen Titel zu gewinnen, hieß es damals, in den wichtigen Momenten fehle ihr der Biss.

Sie knackte den Code mit den Titel in New York 2005, nun sind es schon drei, und in der Form, in der sie diesmal gewann, wäre auch Serena Williams in Gefahr gewesen. Die amüsierte sich am Tag des Finales prächtig bei Shows im Rahmen der New Yorker Modewoche, achtete aber bestimmt sehr darauf, die verletzten Füße zwischendurch schön hochzulegen - oder nicht? Egal, Williams bleibt bis auf Weiteres die Nummer eins des Frauentennis, aber Kim Clijsters ist die Nummer eins in New York. Ihre letzte Niederlage im größten Tennisstadion der Welt war eben jene im Finale 2003 gegen Henin, 2004 und 2006 fehlte sie verletzt, und beim Rücktritt im Mai 2007 konnte keiner ahnen, dass die beste Zeit noch kommen würde. Mit Jada und nach Jada. In gewisser Weise ist ihr dieser dritte Titel noch mehr wert als der zweite, den sie vor einem Jahr gewonnen hatte. Damals kam ihr der große Sieg im zweiten Teil ihrer Karriere wie eine wunderbar verwirrende Geschichte aus einem Märchen vor, diesmal bewegte sie sich in einer ganz realen Welt und genoss das Gefühl mit ungeteilten Sinnen.

Und, wie es ihre Art ist, mit einem Sinn für die anderen. "Sie ist ein Champion", meinte Wera Swonarewa, nachdem die ersten Tränen getrocknet waren, "und sie ist eine tolle Person. Weil sie das (bei der Zeremonie) gesagt hat, bin ich jetzt nicht mehr so enttäuscht."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.