Militärjunta in Guinea: Hardliner stellen sich quer

Der schwerverletzte Exjuntachef Dadis reist überraschend nach Burkina Faso, weil sein Nachfolger Konaté dort festsitzt. Militär-Hardliner übernehmen den Hauptstadt-Flughafen.

Militärs halten den Flughafen von Guineas Hauptstadt besetzt. Bild: reuters

BERLIN taz | In Guinea hat die überraschende Aussicht auf eine Rückkehr des exilierten Militärjuntachefs Moussa Dadis Camara an die Macht Ängste vor einem erneuten Militärputsch geschürt. Dadis, der bei einem Attentat seines Gardistenchefs am 3. Dezember schwer verletzt worden war und seitdem in Marokko in Behandlung war, flog am Dienstag überraschend nach Burkina Faso, dessen Präsident Blaise Comaporé dort seit Monaten zwischen Guineas politischen Kräften vermittelt.

Dadis nimmt seitdem an Gesprächen teil, zu denen am Mittwoch auch sein Nachfolger als Juntachef stieß, General Sékouba Konaté. Diese Gespräche wurden bisher unter der Annahme geführt, dass Dadis regierungsunfähig ist und im Exil bleibt, und dass Konaté zusammen mit einem noch zu ernennenden Premierminister aus der zivilen Opposition freie Wahlen organisiert.

Eine Gruppe von Hardlinern in Guineas Militär schöpft nun aber aus Dadis überrascheder Genesung Hoffnung und versucht, ihn wieder als Präsidenten einzusetzen. Ein "Kollektiv" aus Mitgliedern der herrschenden Junta, erweitert um Mitglieder des Generalstabs verlangte am Donnerstagabend in einer Erklärung die Rückkehr von Dadis als Präsident Guineas, begleitet von seinem Verteidigungsminister Konaté. Eine Delegation wurde nach Burkina Faso geschickt, um diese Rückkehr zu organisieren. Das Volk wurde zu "Verständnis und Zurückhaltung" aufgerufen.

Die Erklärung wurde von den zwei berüchtigsten Hardlinern an Guineas Militärspitze unterzeichnet, Kommandant Claude Pivi und Oberstleutnant Moussa Tiègboro. Ihre Soldaten bezogen in der Nacht Position am Flughafen. Es wurden Gerüchte gestreut, Dadis werde gegen seinen Willen in Burkina Faso festgehalten und habe beim Einstieg ins Flugzeug in Marokko gedacht, er reise jetzt direkt nach Guinea. Oppositionelle analysierten die Stellungnahme der Hardliner gestern als kalten Putsch, denn der gegenwärtige Juntachef Konaté sei nun entmachtet und könne nicht mehr als Präsident nach Guinea zurückkehren.

Konaté selbst drohte in Burkina Faso mit seinem Rücktritt. Burkina Fasos Präsident Compaoré kündigte für Freitagabend ohne nähere Präzisierung die Unterzeichnung eines "Protokolls" zwischen den verschiedenen Unterhändlern aus Guinea an. Guineische Quellen spekulierten, Dadis werde ins Exil entweder nach Südafrika oder in die Zentralafrikanische Republik unter französischer Obhut geschickt.

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