Nazis im Internet: Vom Kollektiv lahmgelegt

Das Hackerkollektiv "Anonymous" legt seit Anfang des Monats rechtsextreme Internetseiten lahm. Der Erfolg ist eher von kurzer Dauer, die Neo-Nazis sind schnell wieder online.

Formiert sich jetzt auch massiv im Netz: Wiederstand gegen Neonazis. Bild: dapd

BERLIN taz | Es mutet wie ein Kriegsspiel an. Target: logr.org. Sekunden später ist die Verbindung zum Dortmunder Bloghoster, der zahlreichen Neonazi-Seiten Platz bietet, abgebrochen. Gehackt von Mitgliedern der Internetgruppe "Anonymous".

Unter dem Label des weltweit operierenden Hackerkollektivs greifen deutsche InternetaktivistInnen derzeit zahlreiche Neonazi-Seiten an. Zu Beginn des Monats musste das rechtsextreme Forum "Thiazi" dran glauben, dann Kameradschaftsseiten wie "antikriegstag". "Operation Blitzkrieg“ haben die NetzaktivistInnen ihren Generalangriff auf die Neonazigemeinde getauft. Auf Twitter http://twitter.com/#%21/OpBlitzkriegkönnen auch Nicht-Hacker die Angriffe verfolgen.

Bei den konzertierten Hacks handelt es sich um sogenannte "Distributed Denial-of-Service"-Attacken. Bei diesen Angriffen werden Server mit einer Masse von Anfragen überflutet, bis sie nicht mehr erreichbar sind. "Unsere Server sind aufgrund eines Angriffs momentan leider überlastet. Bitte rufen Sie unsere Seite später wieder auf. Vielen Dank für Ihr Verständnis!", vermeldet der Host von "logr.org".

Operation Payback

Zuletzt sorgte das anarchistische Hackerkollektiv mit der "Operation Payback" für Furore. Im Dezember letzten Jahres legten die Anonymous-Hacker die Internetauftritte von Visa und Mastercard lahm, weil die Geldinstitute zuvor Wikileaks-Konten gesperrt hatten. Auch in den Sony-Hack vor einigen Wochen sollen Mitglieder von Anonymous verwickelt sein, behauptet das Unternehmen.

Seit Anfang Mai rufen die Hacker nun zum Sturm auf die ideologischen Internetbastionen der Rechtsextremisten auf. "Eure Weigerung, Freiheit und Gleichheit, die jeder Mensch mit seiner Geburt besitzt, zu akzeptieren, bringt Hass und weltweiten Rassismus hervor", adressiert das Kollektiv die Neonazis – verbunden mit der typischen Warnung: "Expect us". Erwartet uns.

Doch wie viel vermag Anonymous wirklich auszurichten? Kann sich die Linke über eine Flurbereinigung rechtsextremistischer Internetseiten freuen?

"Ich erwarte von dieser Aktion keine nachhaltigen Effekte auf die Neonazi-Szene im Netz", sagt Christiane Schneider, stellvertretende Leiterin der Abteilung Rechtsextremismus bei jugendschutz.net. Seit 2000 durchkämmen sie und ihre Kollegen das Internet nach rechtsextremistischen, jugendgefährdenden Inhalten. Aktionen wie die der Hackergruppe Anonymous erregten allenfalls etwas Öffentlichkeit, sagt Schneider. Die sich stetig ausbreitende rechtsextremistische Betriebsamkeit auf Internetseiten, in Foren oder sozialen Netzwerken störe das kaum.

Für diese Einschätzung spricht, dass gehackte Seiten wie "Thiazi" und "antikriegstag" längst wieder online sind.

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