ARD sucht die Jugend: Generation Lücke

Die ARD will mehr für die Zuschauer tun, die für den Kika zu alt und für den Rest zu jung sind. Für einen eigenen analogen TV-Kanal wird es aber wohl nicht reichen.

Ist da etwa ein junger Mensch drin? Bild: dpa

Die ARD hat die Jugend entdeckt und, so berichten zum Jahresanfang die Agenturen, sie streitet sogar um sie. Nun ist das mit der Jugend und den Öffentlich-Rechtlichen so eine Sache.

Beziehungsweise eher keine, jedenfalls was das Fernsehen angeht: Das Erste und das ZDF senden solide für den Altersdurchschnitt 50 plus, die Dritten der ARD sehen zum Teil noch älter aus. Auch die Spartenkanäle von Phoenix bis Arte helfen nicht recht weiter, bis auf den Kinderkanal, den wiederum nur sehr junge Jugendliche gucken.

Im Radio sieht es immerhin anders aus - da erreichen die ARD-Jugendwellen wie SWR 3, Radio Fritz vom RBB, WDR 1live oder N-Joy vom NDR durchaus die begehrte Zielgruppe.

Menschen ab 30 im Visier

Der gerade aus dem Amt geschiedene ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust will nun auch im Fernsehen das Generationenloch verkleinern, quasi als kleines Vermächtnis sagt der SWR-Intendant im hauseigenen Sender SWR 2: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Lücke schließen müssen, denn unser Grundversorgungsauftrag umfasst eben alle Milieus, alle Altersgruppen."

Man könne nicht darauf setzen, dass die Menschen ab 30 dann wieder "bei uns in den Fokus geraten, sondern wir müssen auch für die prägende Lebensphase dazwischen spezifische Angebote haben", so Boudgoust im "Interview der Woche", das am Samstag (8. 1.) ausgestrahlt wird.

Etwas anders sieht das Boudgousts Nachfolgerin im ARD-Vorsitz, WDR-Intendantin Monika Piel. Sie hält ein eigenes analoges Spartenprogramm für politisch nicht durchsetzbar. "Da würde den Kollegen vom Privatfernsehen ja das Herz stehen bleiben", wenn die ARD mit einem eigenen Jugend-TV analog zum Kinderkanal Ernst mache, sagt Piel, "und medienpolitisch ist das wohl ebenfalls nicht durchsetzbar".

Zudem wäre ein solcher Kanal "programmlich außerordentlich schwierig, denn wir müssen auch hier immer öffentlich-rechtlich sein". Doch was bei den jungen Zuschauern ziehe, sagt Piel und verweist auf die Top Ten der jungen Zielgruppe bei den Privatsendern, seien "alles keine öffentlich-rechtlichen Formate".

Taugt das Beispiel ZDFneo?

Das ZDF hat mit dem Digitalkanal ZDFneo eine Antwort versucht - und zeigt sich mit dem Erfolg zufrieden, auch wenn die bisherigen Spitzenquoten unter 2 Prozent liegen. Und die noch dazu mit Wiederholungen der großelterntauglichen britischen "Inspector Barnaby"-Krimis aus dem ZDF-Hauptprogramm erzielt werden, während TV-Premieren von US-Serien wie "Mad Men" deutlich weniger eingeschaltet werden.

Und so ist die neue ARD-Chefin auch "nur auf das Geld neidisch, das in ZDFneo steckt". Die ARD habe mit Einsfestival "ja einen ähnlichen Kanal für Menschen ab 30, der genauso erfolgreich ist - aber mit viel kleineren Summen auskommen muss". Piel geht es dabei - kleine Spitze Richtung ZDF - "weniger um internationale TV-Serien".

Bei Einsfestival müsse sich die ARD dagegen "noch stärker trauen, zu experimentieren und eigenen Nachwuchs auch für die klassischen ARD-Programme aufzubauen", sagt sie zur taz. "Noch stärker" ist dabei zart übertrieben: Bislang laufen auf Einsfestival jedenfalls fast nur Wiederholungen aus dem weiten ARD-Reich - woran Piel spielend etwas ändern kann: Schließlich fällt der Kanal ARD-intern unter die Oberhoheit ihres WDR.

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