Journalismus und PR: Elitäre Partnerschaften

Die Websites von "Focus" und "Fit for Fun" bedienen sich sehr gerne Erkenntnissen der hauseigenen Partnerbörse Elitepartner. Ein Fall für den Presserat?

Oft in "Focus" und "Fit for Fun": Elite Partner. Bild: screenshot elitepartner.de

Das klassische Geschäft mit der Nachricht ist längst nicht mehr das Kerngeschäft der deutschen Medienhäuser. Zunehmend generieren die Verlage Umsatz mit kommerziellen Services und Beteiligungen. Dabei entsteht schnell die Versuchung, im redaktionellen Teil der hauseigenen Medien auch den eigenen kommerziellen Angeboten Platz einzuräumen.

Doch der Pressekodex sieht eine klare Trennung von Werbung und redaktionellem Teil vor. Seit Jahresbeginn ist der Deutsche Presserat neben Verstößen in Printmedien auch für Regelverstöße im Netz zuständig. Dies könnte für die Tomorrow Focus AG, die zum Burda-Verlag gehört, nun nachträglich zum Problem werden. Zu den digitalen Marken von Tomorrow Focus gehören die Internetauftritte der Zeitschriften Focus und Fit for Fun, aber auch die Partnerbörse Elitepartner. Für diese rührte Tomorrow Focus auf Focus Online kräftig die Werbetrommel.

"Warum ElitePartner? - 5 Gründe für mehr Erfolg mit ElitePartner" war auf der Website zu lesen. Auf derselben Seite hieß es: "Zahlreiche Testsiege und 1. Plätze für ElitePartner.de". Die Seite gehörte zum redaktionellen Teil von Focus Online und war nicht mit einem Hinweis wie "Anzeige" versehen. Seit Februar 2008 berichtete Focus Online über fünf verschiedene Umfragen von Elitepartner.de - jeweils ohne entsprechenden Hinweis.

"Wenn wir über Beteiligungen der Tomorrow Focus AG, die auch Focus Online herausgibt, berichten, kennzeichnen wir das grundsätzlich mit einem kurzen Disclaimer unter den Artikeln", sagte Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus Online. Man habe die Beiträge im Angebot nun "noch einmal überprüft und den Hinweis in einigen Fällen nachgetragen". Im Juli enthielt sogar die Printausgabe des Focus, der vom Burda-Verlag herausgegeben wird, eine Meldung zu einer Umfrage von Elitepartner.

Eine Focus-Sprecherin erklärte auf Anfrage, man achte "immer darauf, transparent zu berichten und gerade im Falle von Beteiligungen unseres Unternehmens diese auch zu erwähnen". In diesem Fall sei dies "wohl aus Platzgründen ausnahmsweise nicht möglich gewesen".

Von der elitären Partnerschaft ist aber nicht nur die Focus-Famile, sondern auch der Internetauftritt des Fitness-Blattes Fit for Fun betroffen. Fitforfun.de ist wie Elitepartner ein "Digital Brand" der Tomorrow Focus AG und gehört mittelbar wie diese zu Burda Digital. Auf fitforfun.de berichtete man über insgesamt 17 verschiedene Umfragen, sieben verschiedene Studien und zwei "Liebestrendmonitore" von Elitepartner. Vielfach kam dabei auch die Elitepartner-Mitarbeiterin Lisa Fischbach zu Wort, die häufig nicht als Mitarbeiterin von Elitepartner zitiert wurde, sondern als "Partnerberaterin", "Single-Coach", "Beziehungscoach" oder "Expertin", in einem Beitrag auch als "Fit for Fun-Expertin".

Zwei von Fischbach mit verfasste Bücher empfahl fitforfun.de ebenfalls, eines davon im Anschluss an ein Interview mit Fischbachs Koautor. Der Grund für die häufige Präsenz von Elitepartner und Lisa Fischbach auf fitforfun.de liege daran, dass "fitforfun.de und Elitepartner seit längerem Kooperationspartner" seien, so Willy Loderhose, Chefredakteur von Fit for Fun. Elitepartner veröffentliche "regelmäßig Umfragen, Studien etc., deren Inhalte ab und zu in unser Themenspektrum passen" und die man den Fitforfun.de-Usern und "gelegentlich auch den Lesern des Magazins unter Angabe der Quelle daher nicht vorenthalten" wolle.

"Fitforfun.de veröffentlicht nahezu täglich interessante Studienergebnisse und Neuigkeiten von sehr vielen Institutionen, Firmen und auch von anderen Zeitschriften - unabhängig davon, ob diese zum Burda-Netzwerk gehören oder nicht", so Loderhose.

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